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der badischen Lehrer, nachdem er in der ersten Zeit seiner akademischen Thätigkeit auch das wissenschaftliche Streben zu fördern versucht hatte.

In Tübingen war es besonders der einer mit Bähr verwandten Geistesrichtung angehörende, aber ungleich fleissigere und scharfsinnigere Sigismund Teuffel, der an der Einrichtung des philologischen Seminars thätig gewesen ist, gemäss seinem Grundsatz, dass das akademische Studium nicht die Aufgabe habe, Docenten und Gelehrte heranzuziehen, sondern Schulmeister auszubilden. Wir finden daher auch bei ihm, wie bei Bähr, die vollständige Vernachlässigung jeder wissenschaftlichen Spontanität, aber dafür, wie dort, lateinische und griechische Exercitien, mit deren Correctur er sich und die anderen Lehrer belastete. Der Schriftsteller[1] wurde auch, wie bei Bähr, à la Prima gelesen, d. h. ohne das geringste Eingehen auf Ueberlieferung, Handschriften und wissenschaftliche Fragen. „Lateinstottern“ wurde dagegen von Teuffel selbst nicht geübt, sondern erst unter seinen Nachfolgern eingeführt. In seiner Einrichtung aber ging Teuffel noch weiter als Bähr, indem nämlich alle Philologen zu diesem Seminar Zutritt erhielten, wodurch dasselbe vollständig zu einer Gymnasialklasse degradirt wurde und sich in nichts mehr von einer solchen unterschied. Ging der Stoff aus, so wurden, wie in Gymnasien, Paragraphen überhört, Chorlieder im Chor vorgetragen, damit die Studenten Chorgesänge lesen

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Hans Flach: Der deutsche Professor der Gegenwart. Leipzig 1886, Seite 197. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Flach_Der_deutsche_Professor.djvu/205&oldid=- (Version vom 31.7.2018)