Seite:Flach Der deutsche Professor.djvu/216

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

nicht gerade Verbrecher zu sein, sondern müssen nur die menschliche Schwäche auch geerbt haben. Den reichen Docenten sieht man in allen Gesellschaften; er hat die Gelegenheit, sich auf die vortheilhafteste Weise zu zeigen, ja er kann sogar einzelnen, maassgebenden Männern Dienste erweisen (hierfür sind wir in der Lage, ganz instruktive Beispiele anführen zu können) und kurz – die Bedeutung seines socialen Lebens und seiner gesellschaftlichen Stellung wird schnell ein Auge zudrücken lassen, wenn etwa an der pädagogischen oder wissenschaftlichen Tüchtigkeit ein kleines Manco vorhanden sein sollte. Der ärmere kommt weniger in den Vordergrund, selbst wenn er sich durch Fleiss und Tüchtigkeit auszeichnet, findet schwerer Leute, die sich für ihn interessiren oder ins Feuer gehn, und kommt es zu einer Beförderung, so zucken manche die Achseln mit dem Bedauern, dass sie den Mann zu wenig kennen u. s. w.

Für weit bedenklicher halten wir aber die Folgen im socialen Leben selbst. Dass Professoren zahlreiche Diners und Soupers geben können, wird bei keinem Anstoss erregen, dass sie dreimal im Jahr grosse Reisen machen können, wird ihnen zwar von vielen beneidet werden, aber es ist an und für sich unschädlich. Nur möchten wir uns die Frage erlauben, wo bleibt die gelehrte Thätigkeit? Im Semester Vorlesungen, Vorbereitungen zu den Vorlesungen, Gesellschaften, Bälle, Maskenscherze, Vorbereitungen dazu, Wirkungen davon, als Abgespanntheit, Müdigkeit,

Empfohlene Zitierweise:
Hans Flach: Der deutsche Professor der Gegenwart. Leipzig 1886, Seite 208. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Flach_Der_deutsche_Professor.djvu/216&oldid=- (Version vom 18.8.2016)