Seite:Flach Der deutsche Professor.djvu/227

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


zuerst über den neusten Klatsch inquirirt werden. Der Klatsch beginnt deshalb mit den Kochtöpfen in der Küche und endigt mit dem Ehebett, und es muss als eine der bedauerlichsten Thatsachen des modernen akademischen Lebens bezeichnet werden, dass dieser Klatsch sich nicht scheut, sich tief in die Familienverhältnisse einzulassen und dann in der Fakultät aufzutauchen, was gleichfalls in allen anderen Berufsklassen unerhört ist. Ja, der erotische Klatsch, an dem manche Frauen mit Gefühlen des Neides participiren, pflegt an kleinen Hochschulen eine ganz hervorragende Rolle zu spielen, und Ehen sind fast gewaltsam auseinandergerissen worden durch den hin- und herwogenden Universitätsklatsch, der bald die eine Partei angriff, bald die andere, wobei diejenigen am meisten sich berufen fühlten zu schreien, entrüstet zu sein, anzugreifen und zu beklagen, die am allerwenigsten in die Verhältnisse eingeweiht waren. Unverheiratheten Docenten ist daher nicht zu rathen, mit einer Schwester oder Grossmutter zu leben, weil sie, missliebig geworden, sehr schnell den Verdacht eines unerlaubten Umgangs erregen würden. Katholische Theologen dürfen nur Wirthinnen haben, die 50–60 Jahre alt sind. Am schärfsten und rücksichtslosesten richten sich die Lügen des Klatsches gegen jene, welche aus irgend einem Grunde nicht an dem gesellschaftlichen Leben Theil nehmen.

Die nachfolgenden Beispiele sind historisch. Ein

Empfohlene Zitierweise:
Hans Flach: Der deutsche Professor der Gegenwart. Leipzig 1886, Seite 219. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Flach_Der_deutsche_Professor.djvu/227&oldid=- (Version vom 17.8.2016)