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von dort. Will nichts hören. Die Meinung wird von einer Handvoll skrupelloser politischer Glücksjäger in Paris gemacht, in den letzten Jahren unter dem Einfluß englischen Geldes, und als lärmende Phrase dem übrigen Frankreich in die Ohren geschmettert und gläubig wiederholt.

Mit dem Raufbold im Franzosen ist ein Drittes und Letztes, die maßlose Eitelkeit der Nation, auch der Männer, verwandt. Die unleidliche Sucht zu posieren, das rote Bändchen der Ehrenlegion im Knopfloch, das stutzerhafte Äußere selbst der ältesten männlichen Semester, der Drang, überall der Erste zu sein und aufzufallen ist Frankreich selbst, und auch das Merkmal seiner Politik durch Jahrhunderte ist ja der naive Glaube, daß Frankreichs Platz an der Spitze der Menschheit sei. So ist auch die französische Armee noch als die einzige in diesen Weltkrieg im Prunk ihrer bunten Friedensuniform gezogen und hat das schöne Rot ihrer Hosen mit viel rotem Blut bezahlen müssen.

Wir begreifen nun, daß ein Volk, das von Herzen roh und schmutzig, in Kopf und Geist unselbständig und dabei lärmend eitel ist – daß ein solches Volk ein ewiger Spielball in der Hand gewissenloser Führer und Verführer sein muß. Es kann ein solcher Spielball sein, weil es zugleich die guten Eigenschaften besitzt, die es zu unserem stärksten Gegner im Felde macht – nämlich, wie bei uns, kriegerischer Mut, vererbte Kriegskunst und aufopfernde Vaterlandsliebe. Aber es verwendet diese edlen Gaben nicht wie wir zum Schutz von Heimat und Herd. Es mißbraucht sie, von Rauflust getrieben, zu ständigen Angriffen auf den friedliebenden Nachbar. Es hat sie seit Jahrhunderten dazu mißbraucht, es wird sie dazu mißbrauchen, solange es irgend kann, und bildet so eine ewige Gefahr für deutsches Sein und Land, für deutsche Bildung und Gesittung, für deutsche Arbeit und Zukunft, eine Gefahr, die mit diesem Krieg ein für allemal, für alle Zeiten, für alle Geschlechter ihre Ende finden muß! Diese Gefahr in ihrem vollen Umfang aufzudecken, war der Zweck dieses Vortrags. Die ewig Mildherzigen unter uns zu warnen, die noch im Traum welscher Gütergemeinschaft des Geistes Lebenden zu wecken. Die Stärkeren – und das sind wir gottlob wohl fast alle – zu stählen in der Erkenntnis: „Wir haben lange genug geliebt – wir wollen endlich hassen!“

Wir haben den Haßgesang gegen England. Er spiegelt die Empfindung Alldeutschlands wieder. Aber wir dürfen daneben nicht vergessen, daß unser zweiter Nachbar im Westen ein ebenso unversöhnlicher, ebenso blutdürstiger Hasser und Gegner ist wie der Brite, und dabei schon ein Jahrhunderte alter. Daß er uns unseren Frieden stets mit neuen Mordanfällen, unsere Geduld mit neuem Brand und Raub, unsere

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Stratz: Frankreich (Vortrag von Rudolph Stratz). Kriegs-Presse-Amt, Berlin 1917, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Frankreich.pdf/17&oldid=- (Version vom 5.5.2018)