Seite:Frankreich.pdf/3

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Frankreich.

Als der Verfasser dieses Vortrags sich im Sommer 1913 auf einer Automobilfahrt der französischen Grenze näherte, kehrte er um, weil ihm alle Welt versicherte, daß die französische Bevölkerung drüben, jenseits der blauweißroten Pfähle, jedes aus Deutschland kommende Automobil mit einem Steinhagel überschüttete. Acht Tage später sah der Verfasser in München, wie dort französische Automobile mit herausfordernd flatternder Trikolore[1] unbehelligt durch die Straßen fuhren.

In Avignon erklärte man dem Verfasser ein Jahr zuvor im Hotel, daß an Deutsche nichts verabreicht werde. In Bayreuth wurde der Verfasser am Bahnhof von einem Beamten gebeten, sich doch unterwegs im Zug der mitreisenden, kein Wort deutsch sprechenden Franzosen ein bißchen anzunehmen, damit sie doch ja richtig ankämen.

Von solchen Franzosen war im Sommer 1910 das Gasthaus in Oberammergau während der Festspiele voll. Im April 1910 hatte der Wirt des Hotel de Paris in Tunis den Verfasser ersucht, auszuziehen, weil seine französischen Gäste nicht mit einem Deutschen unter einem Dach wohnen wollten.

Ein alter französischer General a. D. verließ vor Jahren eine Gesellschaft in Paris, in der sich der Verfasser befand, mit dem höflichen Bemerken, er könne unmöglich mit einem deutschen Reserveoffizier dieselbe Luft atmen. In Berlin hielt zu gleicher Zeit ein Pariser Conférencier Vorlesungen über Eleganz und gute Sitten und ein gewisser Teil von Berlin W. strömte hinzu, um sich von dem Windbeutel belehren zu lassen.

Auf dem Bahnhof in Nancy sah sich der Verfasser dieses Vortrags im Mai 1912 infolge drohender Haltung der Volksmenge genötigt, sich in sein Abteil zurückzuziehen und dieses zu schließen. Bei uns reiste Herr Clément-Bayard, der Vorsitzende des französischen Aëroklubs, frei und frech von einer Stadt zur andern und photographierte die Flugplätze, bis er endlich in Köln festgenommen wurde.


  1. Vorlage: Trikolare
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Stratz: Frankreich (Vortrag von Rudolph Stratz). Kriegs-Presse-Amt, Berlin 1917, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Frankreich.pdf/3&oldid=- (Version vom 12.12.2022)