Seite:Freiburg Bauten 202.jpg

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Bemerkenswerth ist über dem Scheitel des Thorbogens an der Innenseite eine Sculptur, welche ein sitzendes Männlein mit übergeschlagenem Beine darstellt, dem antiken Dornauszieher freilich nur in der Haltung vergleichbar.

Aus später Zeit stammt eine allerdings jetzt sehr verblasste und beschädigte Malerei, welche gleich jenem Männlein Gegenstand volksthümlicher Deutung geworden ist.

Schlichter in seiner ganzen Erscheinung ist das vielleicht ein wenig früher entstandene Martinsthor. Rundbogig und ringsum geschlossen hat es von der Strassensohle aus bei einem Seitenmaasse von 10 auf 11 m nur eine Höhe von ungefähr 22 m. Die Mauerstärke nach Süden beträgt unten 3,10 m und im Obergeschoss 2,70 m; die Seitenmauern sind etwas schwächer. Der Zugang befindet sich bei beiden Thoren an der Westseite auf der Höhe der Ringmauer. Die jedenfalls niedriger als die ursprünglichen Helme gestalteten Bedachungen mit den bekrönenden Glockenthürmchen gehören dem 17. Jahrhundert an.

Es besteht die Absicht, beide Thore stilgerecht wiederherzustellen.

Die Ringmauer der Altstadt umschloss gegen das Ende des 14. Jahrhunderts etwa 1100 Häuser und Hofstätten. Dazu kamen noch die Gebäulichkeiten der ebenfalls dicht bewohnten Vororte.

Den weitaus grössten Raum bedeckten hier, wie anderwärts, die geistlichen Niederlassungen. Wir gedenken zunächst der sehr stattlichen Zahl von Klöstern, unter welchen dasjenige der Dominikanerinnen zu Adelhausen durch Alter und Reichthum besonders hervorragte. Schreibt doch die Ueberlieferung seine Gründung und fürstliche Ausstattung einer Schwester Rudolf’s von Habsburg zu.

Grössere Bedeutung für das kirchliche Leben der Bürgerschaft besassen die Dominikaner und der volksthümliche Orden der Franziskaner.

Die Predigermönche hatten sich dort angesiedelt, wo jetzt das St. Vincentiushaus gelegen ist. Mit dem Bau ihrer Kirche, welche nach einer alten Ueberlieferung schon zwanzig Jahre vor dem Münsterthurme vollendet war, bringt man den gepriesensten Gelehrten des Ordens, Albert den Grossen, in Verbindung. Erhalten ist von den Klostergebäuden wenig mehr, als der stattliche hochaufsteigende Giebel, der leider durch moderne Zuthaten viel von seiner einfachen und wirkungsvollen Form eingebüsst hat.

Die Barfüsserkirche, welche im 13. Jahrhundert an die Stelle der alten St. Martinskapelle getreten war, wird unten eingehender beschrieben.

Hervorragendes Ansehen genossen die Niederlassungen der geistlichen Ritterorden, der Johanniter und Deutschherren. Ihnen schlossen

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Freiburg im Breisgau. Die Stadt und ihre Bauten. H. M. Poppen & Sohn, Freiburg im Breisgau 1898, Seite 202. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Freiburg_Bauten_202.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)