Seite:Freiburg Bauten 340.jpg

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der Dinge, dass an einem Gebäude, dessen älteste Theile mehr denn sechshundert Jahre stehen, im Laufe der Zeit manche Gebrechen sich eingestellt haben, welche der Ausheilung bedürfen. Diese Erkenntniss war wohl seit langer Zeit schon vorhanden, allein mit Ernst und Nachdruck hat man sich doch erst in unseren Tagen der grossen Aufgabe zugewandt, das ehrwürdige Denkmal in seiner alten unversehrten Schönheit wieder erstehen zu lassen.

Es war im Jahre 1889, als ein hinter dem Chor befindliches Haus durch ein dreistöckiges Wirthschaftsgebäude ersetzt werden sollte. Gegen diesen Plan erhob das erzbischöfliche Ordinariat Einsprache und auch der Stadtrath, welcher mit der Angelegeheit befasst wurde, hatte Bedenken gegen die Ertheilung der Bauerlaubniss, wenngleich er der Ansicht sein musste, dass eine Beschränkung der Hauseigenthümer in ihrem Verfügungsrechte nicht werde durchzusetzen sein. Da war es denn der klare, weitsichtige Blick des Oberbürgermeisters Dr. Winterer, der einen Ausweg fand, indem er die Durchführung jenes Neubaues verhütete und sodann die lange schon erörterte Frage der Freilegung mit dem Plane einer baulichen Wiederherstellung des Münsters in Verbindung brachte. Dass aber eine Rettung des Bauwerks vor weiterem Verfall in hohem Grade dringlich sei, wenn nicht die Gegenwart eine schwere Schuld gegenüber der Nachwelt auf sich laden wollte, ergab das Gutachten, welches auf Veranlassung eines provisorischen Comitee's von den Sachverständigen: Geheimer Rath Adler in Berlin, Hofbaudirektor Egle in Stuttgat, Dombaumeister Freiherr von Schmidt in Wien, Oberbaurath Denzinger in München und Oberbaudirector Durm in Karlsruhe erstattet wurde. Es zeigte sich nämlich bei der baulichen Untersuchung, dass zunächst der obere Theil der Pyramide sehr stark beschädigt ist, während zwei Drittel des Helmes im Grossen und Ganzen gut erhalten sind. Noch schlimmer ist es um die Aufsätze der Hahnenthürme bestellt. Kurz, es finden sich fast an allen Bautheilen der gothischen Zeit Zerstörungen und Mängel, deren Beseitigung erforderlich ist. Auch einzelne Ergänzungen sind unseren Tagen vorbehalten geblieben.

Es ist selbstverständlich, dass die Kosten eines so weit ausschauenden Unternehmens von dem Müsterfabrikfonds, welcher bisher für die Instandhaltung eingetreten war, trotzdem seine Mittel kaum zur Bestreitung der Kultusbedürfnisse ausreichen, nicht annähernd aufgebracht werden konnte. So blieb denn kaum etwas übrig, als nach dem Muster anderer Städte einen Verein zu gründen, welcher sich die Beschaffung der erforderlichen Summe zur Aufgabe setzte. Dieser Gedanke fand nicht nur in der Bürgerschaft, sondern vor Allem auch bei dem

Empfohlene Zitierweise:
: Freiburg im Breisgau. Die Stadt und ihre Bauten. H. M. Poppen & Sohn, Freiburg im Breisgau 1898, Seite 340. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Freiburg_Bauten_340.jpg&oldid=- (Version vom 20.5.2022)