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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2

daß auf die Annonzen 30–50 Mädchen zu Ihnen gekommen sind. Darunter sind doch gewiß auch solche gewesen, die nicht angenommen worden sind, oder solche, denen gesagt wurde, sie sollten ein andermal wiederkommen? – Zeugin: Jawohl. – Vors.: Wollen Sie angesichts der von Ihnen angegebenen großen Zahl noch dabei bleiben, daß Ihnen von unzüchtigen Handlungen, die gegen die Mädchen begangen sein sollen, nichts bekannt war? – Zeugin: Ich habe geglaubt, Sternberg habe Freude an jugendlichen Körpern; von Unzüchtigkeiten war mir nichts bekannt.

Die Verteidiger beantragten schließlich die Vertagung der Verhandlung, da neben dieser Sache noch zwei Sachen vor dem Untersuchungsrichter geführt werden, die mit dieser Angelegenheit in engster Verbindung stehen, von der Verteidigung aber nicht nachgeprüft werden können. Dies widerspreche dem Grundsatz der mündlichen Verhandlung. Es empfehle sich daher, diese Verhandlung bis zum Abschluß der anderen Verfahren zu vertagen. – Der Gerichtshof beschloß, den Antrag abzulehnen. – Inzwischen betrat Frida Woyda den Saal. – Vert. Rechtsanwalt Dr. Fuchs: Frida Woyda, tritt doch mal hier vor. Ich habe gesehen, daß du soeben in den Saal gekommen bist und sehr geweint hast. Welchen Grund hattest du dazu? Bist du etwa inzwischen beim Herrn Untersuchungsrichter vernommen worden? – Frida: Ja. – Vert.: Worüber denn? – Vors.: Was soll das? – Vert.: Auf andere Weise werden wir Verteidiger doch nicht erfahren können, wie die Zeugen in den anderen Sachen vernommen werden, da uns die Akten vorenthalten werden. Ich frage also die Zeugin, worüber sie befragt worden ist. – Zeugin: Ich bin über meinen Aufenthalt bei Fräulein Fischer befragt worden. – Vert.: Und was hast du ausgesagt? – Zeugin: Genau dasselbe, was ich hier gesagt habe. – Vert.: Wie hat sich der Herr Untersuchungsrichter dazu gestellt? – Zeugin: Der Herr Richter sagte immer: Es ist ja doch vorgekommen! – Vert.: Du bliebst aber bei deiner Aussage? – Zeugin: Ich

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2. Hermann Barsdorf, Berlin 1911, Seite 286. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_2_(1911).djvu/294&oldid=- (Version vom 31.7.2018)