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Ausschuß aus der Mitte der Interessenten, deren Wahl ihm überlassen wurde, zu einer Conferenz nach Dresden ein. Es nahmen an derselben Theil der Minister von Carlowitz, Geh.-Reg.-Rath Dr. Merbach, Herr von Langenn, Harkort, Dufour, Lampe und Seyfferth. Der Minister sprach sich dahin aus, daß die Regierung der für das Unternehmen sich bildenden Gesellschaft für die zunächst zu ergreifenden Maßregeln entgegenkommen wolle. Es seien dabei jedoch die Interessen des Staates bezüglich der Post[1] zu berücksichtigen. Im Uebrigen hielt man die Befragung von Sachverständigen für erforderlich, wobei unter anderen besonders auf List verwiesen wurde. Der Grund, weshalb man List nicht gleich von vornherein mit zur Deputation heranzog, scheint der gewesen zu sein, daß man ihn immer noch als Fremden betrachtete und daß man befürchtete, es werde unangenehm berühren, wenn ein Mann, der mit der Regierung seines Landes einstmals in Zwiespalt gerathen war, mit bei der sächsischen Regierung eingeführt werde. List machte nun aber aus eigenem Anlaß dem Minister seine Aufwartung und wurde gerade von diesem gut aufgenommen, ebenso bei dem Könige und dem Prinzen Johann. Die Regierung hatte bald ihre Zustimmung im Sinne der Eingabe ertheilt, sie war einverstanden, daß von den Unterzeichnern derselben eine Commission zur weiteren Vorbereitung der Angelegenheit gewählt werde. Langenn ward daraufhin zum Regierungscommissar ernannt und der Oberlandfeldmesser von Schlieben zum technischen Beirath.

Am 10. Januar 1834 hielt von Langenn wiederum eine Conferenz zur Einleitung des Weiteren in der Eisenbahnfrage und zwar mit Harkort, Seyffetth, Dufour-Feronce, Lampe und List ab, wobei letzterer vorschlug, aus dem Kreise Derer, welche die Eingabe an die Regierung unterzeichnet hatten und aus dem, Interesse an der Sache nehmenden Publicum ein Comité wählen zu lassen. Auch diesem Vorschlage stimmte man zu.

Doch während der Zeit der bisherigen Verhandlungen im engeren Kreise war namentlich durch die zollpolitischen Vorgänge, welche damals die öffentliche Meinung beherrschten, das Interesse des Publicums von der Eisenbahnfrage weit abgelenkt worden. Es galt daher, dieselbe von Neuem zu beleben. Da war es abermals List, der zu helfen verstand. Er entwarf ein Schriftchen: „Aufruf an unsere Mitbürger in Sachsen, die Anlage einer Eisenbahn zwischen Leipzig und

  1. Ein Gesetz, welches das Verhältniß der Post zur Eisenbahn feststellte, erschien nicht lange darauf.
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Robert Krause: Friedrich List und die erste große Eisenbahn Deutschlands. Leipzig 1887, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedrich_List_und_die_erste_grosse_Eisenbahn.djvu/17&oldid=- (Version vom 18.8.2016)