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wir, daß dieselbe etwas näher auf den Inhalt der einzelnen Berichte eingeht. Beim eben erwähnten dritten Berichte z. B. bekennt sie, daß derselbe in klarer und überzeugender Weise eine Aufzählung der Vortheile enthält, welche die Herstellung von Eisenbahnen für alle betheiligten Kreise des Volkes mit sich führen würde. Er habe gezeigt, was die Grundbesitzer, was die Industriellen gewinnen würden und wie wenig der etwaige Nachtheil Einzelner dagegen in Betracht kommen könne. Und um auch den militärischen Kreisen gerecht zu werden, seien in einer Anlage zu diesem Berichte die Vortheile der Eisenbahnen in Kriegszeiten hervorgehoben worden. Dies scheine heute, sagt die Schrift, Allen klar und selbstverständlich, damals aber habe es sich darum gehandelt, diesen Ansichten erst Eingang und Geltung zu verschaffen, das Material und die Unterlagen dafür zu erlangen und entsprechend zu verarbeiten.“ In der Art und Weise, wie List sich hier in die Dienste des Comité’s stellt, ersehen wir wiederum sein zielbewußtes Streben in der großen Sache. Bei weniger Bescheidenheit würde List darauf gedrungen haben, daß man ihn Fall für Fall als den Verfasser der Berichte nenne, aber ihm lag ja mehr an der Förderung der großen Sache an sich, als irgend welchem persönlichen Vortheil und an der Befriedigung persönlicher Eitelkeit. Darum hat er stets die Sache und nie sich selbst vorgestellt, und wenn er gleichwohl getrachtet hat, später einigermaßen für seine Mühewaltungen entschädigt zu werden, so verdiente er noch immer nicht, daß man ihm, wie geschehen, Eigennutz vorwerfe. Er war es, abgesehen von seiner Familie, wiederum der Sache schuldig, daß er nicht auch noch mit Unterhaltssorgen zu kämpfen hatte.

Mit der Ausarbeitung von Comitéberichten begnügte sich List jedoch nicht, sondern er trat auch mit allen größeren Plätzen Deutschlands und mit mehreren Regierungen in Verbindung, überall unermüdlich zum Bau der Eisenbahnen anregend. Auch ein Eisenbahnjournal hatte er gegründet, und dieses Unternehmen[1] zeugt ebenfalls von seinem bewundernswerthen Geschick,


ordinären Transportmittel werden, und über den sichersten Weg sie allgemein einzuführen. — Ueber die in den Handels- und Transport-Verhältnissen liegenden Aussichten auf die Herstellung eines Eisenbahnsystems, welches die Haupt-Handels- und Productionspunkte von Deutschland unter sich verbände“. – Schon aus dieser Aufstellung ist unschwer zu erkennen, daß List der Verfasser der oben erwähnten Berichte war, da damals nur er den Stoff so umfassend beherrscht hat.               D. Verf.

  1. Das Eisenbahn-Journal ging leider wieder ein, weil es unbegreiflicherweise von der österreichischen Censur verboten worden war.
Empfohlene Zitierweise:
Robert Krause: Friedrich List und die erste große Eisenbahn Deutschlands. Leipzig 1887, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedrich_List_und_die_erste_grosse_Eisenbahn.djvu/24&oldid=- (Version vom 17.8.2016)