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Namen derjenigen, welche die Frage erraten hatten. Diese blieben sodann und fingen unter sich ihren Wettstreit aus der Religion auf das neue an, bis ein einziger Sieger blieb, und dieser allein wurde gekrönt. — Nun sage alle Welt, was sie von diesem Religionsunterricht hält? Diesen und keinen andern Unterricht (denn ihre Predigten waren nicht viel besser) erhielt ich bis in das 15. Jahr meines Lebens, wo ich das Gymnasium verliess und mit dem akademischen Kursus den Anfang machte. Ich bin auf diese Art, ich darf sagen, 20 Jahre alt geworden, ohne dass ich für die Wahrheit meiner Religion einen andern Beweis anführen konnte, als: so bin ich gelehrt worden; so sagt die Kirche; dieses Recht der Kirche ist in der heiligen Schrift gegründet, und die Kirche hat das Recht, den zweifelhaften Sinn der Schrift zu bestimmen.

Was soll aus einem solchen Menschen werden, wenn er hinter andere Bücher gerät, wenn er mit Vernünftigen einen Umgang pflegt, wenn er aus der Schule mit einer so schwachen Gegenwehr und Vorbereitung in die Welt tritt?« —

Ickstatt soll nach der bisherigen Auffassung sich der Sorge für den verwaisten Knaben ganz besonders angenommen haben. Ist es auch zweifellos, dass in späteren Jahren Ickstatt Weishaupt protegierte, so dürfte jedoch seine Unterstützung zu Weishaupts letzten Studienjahren sehr überschätzt worden sein, andernfalls ist ein Brief von Weishaupts Mutter vom 12. Dezember 1766 nicht erklärbar. Diese schreibt unter angegebenem Datum an den Geheimrat Lippert:[1]

Wohlgeborener Hochzufererenter Herr Geheimraht.

Euer wohlgeboren nemen mier nicht für ungnad, dass ich inen schreiwe und meine not Klage, es ist mier von der Hofkammer, dass stibendium das mein sohn von der Universitet gehabt genomen worden, nun weiss ich mier nicht zu helfen was ich anfangen sohl damit er doch seine studien absolvieren und Jura docentihren Könnte, wir seint von der gansen wehlt (ganzen Welt) verlassen, Kein Mensch will sich unser annemen, so bitte Euer wohlgeboren sie mögten ihm doch mit einen rath oder recommantation an die Hant gehen, er wirdt gewislich gutt belonen, ich bin ja schon 14 Jahre wüttib (Witwe)

  1. Original im Archiv des Historischen Vereins zu München, unter den Lippertschen Akten.
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Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_024.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)