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Ob nun seiner Bitte um Gehaltserhöhung nachgekommen worden, ist nicht bekannt; bis zu seiner Entlassung im Jahre 1785 ist er jedoch bis zu 1000 fl. Gehalt aufgestiegen. Wahrscheinlich ist, dass er ziemlich lange auf eine Gehaltszulage warten musste, vielleicht hat Ickstatt die inzwischen entstandene Abneigung gegen sein Patenkind durch die Hinziehung dieser Angelegenheit bekundet und dadurch Weishaupt veranlasst, immer schärfer sich über ihn zu äussern. Jedenfalls gab es für Weishaupt eine Menge Dinge, die ihn in grosse Erregung versetzten. Prantl sagt z. B. hierüber in seiner Geschichte der Ludwig Maximilian-Universität, Band I, S. 673 ff.: »Infolge seiner freisinnigen Richtung hatte er in Bälde durch verschiedene Angriffe zu leiden und so äusserte er sich im Jahre 1775 bei Gelegenheit der Frage über die Promotions-Gebühren des Vizekanzlers in einem Fakultätsberichte sehr scharf über die Verleumdungen, welchen man ausgesetzt sei, wenn in den Vorlesungen oder Disputationen die Rede auf das übermütige Vorgehen der Päpste gegen die Kaiser, auf Investitur, auf den westfälischen Frieden und dergleichen komme; er selbst habe gegen manche Missbräuche gesprochen, sei aber in den theoretischen Grundsätzen stets dem Rautenstrauch getreu geblieben, welcher in Österreich in hohem Ansehen stehe: allerdings werde man nicht ebenso wie dort auch in Ingolstadt geschützt, sondern sei dem Aufpasser und jeder Verketzerung preisgegeben; vor Verdruss und Ärger sei er bereits krank geworden und sonach wünsche er, entweder überhaupt von den Vorlesungen über Kirchen- und Natur-Recht enthoben zu werden, damit er nicht noch ferner die Jugend verführe, oder genaue Verhaltungs-Befehle zu bekommen.« — Nach Prantl ist anscheinend nichts hierauf erfolgt, sondern erst im Jahre 1777 wurde er beauftragt, Naturrecht nach Feder als Anhang zur praktischen Philosophie zu lesen.

Zur weiteren Klarstellung des Charakters Weishaupts ist es notwendig, auf die Angaben Weinbachs und Ickstatts einzugehen, welche den Vorwurf enthalten, dass Weishaupt sich zu der Stattler'schen Partei hingewandt haben soll. Aus diesen Bemerkungen ist geschlossen worden, dass er es mit seiner Gegnerschaft wider die Jesuiten nicht ernst gemeint haben könne, weil Stattler exjesuitischer Professor gewesen, demnach unmöglich aus diesem Grunde dessen Freund sein durfte. — Wir müssen hier etwas verweilen.

Empfohlene Zitierweise:
Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_049.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)