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können, die Sammlung in Teller, Vasen, Tassen, Figuren usw. aufzuteilen, sondern sie naturgemäß nach einzelnen Fabrikationsstätten beisammen lassen, desgleichen die Produktion von Italien oder von den Niederlanden nach Tunlichkeit von der deutschen, französischen oder gar orientalischen trennen. Hier tritt wieder der andere, große pädagogische Gesichtspunkt in Geltung, daß man unserer Generation die Objekte möglichst auch nach Produktionsgruppen angeordnet vorführen muß, um Anfänge, Blüte, aber auch den Niedergang einzelner Zweige verständlich erscheinen zu lassen und uns alles das zu lehren, was zu einem Höhepunkt des Kunstgewerbes oder einzelner Gruppen desselben emporführt oder aber das Sinken ehemals blühender Industrien herbeiführen kann.

Man sieht, die Kunstgewerbemuseen haben eine viel schwierigere Arbeit, als die rein wissenschaftlichen oder rein künstlerischen Schwesteranstalten; auch sie müssen – gleichsam nebenbei – kunst- und kulturgeschichtliche Fragen mitlösen, auch sie haben Freude und Genuß an schönen Kunstformen in alle Kreise zu tragen, aber sie müssen auch, wollen sie den Absichten ihrer Gründer und materiellen Förderer gerecht werden, praktisch eingreifen. Und dies ist jetzt, da man sich zum Glück von der gedankenarmen Verwendung historischer Stilmotive fast ganz abgewendet hat, nicht leicht.

Gerade in den Zeiten gärender Stilbildung und widerspruchsvollen Ringens um neue ästhetische Ideale brauchen wir die besten alten Kunstgewerbeobjekte dringender denn je, als den

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Edmund Pazaurek: Geschmacksverirrungen im Kunstgewerbe. Stuttgart 1919, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschmacksverirrungen_05.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)