Seite:Goethe Götz von Berlichingen WA Bd 8 036.jpg

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Olearius. Den kenn’ ich wohl, ein junger Herr von vielen Fähigkeiten. Besonders rühmt man ihn wegen seiner Stärke im Disputiren.

Abt. Das hat er von seiner Mutter.

Liebetraut. Nur wollte sie ihr Mann niemals drum rühmen.

Bischof. Wie sagtet ihr, daß der Kaiser hieß, der euer Corpus Juris geschrieben hat?

Olearius. Justinianus.

Bischof. Ein trefflicher Herr! er soll leben!

Olearius. Sein Andenken! (Sie trinken.)

Abt. Es mag ein schön Buch sein.

Olearius. Man möcht’s wohl ein Buch aller Bücher nennen; eine Sammlung aller Gesetze; bei jedem Fall der Urtheilsspruch bereit; und was ja noch abgängig oder dunkel wäre, ersetzen die Glossen, womit die gelehrtesten Männer das vortrefflichste Werk geschmückt haben.

Abt. Eine Sammlung aller Gesetze! Potz! Da müssen wohl auch die zehn Gebote drin sein.

Olearius. Implicite wohl, nicht explicite.

Abt. Das mein’ ich auch, an und vor sich, ohne weitere Explication.

Bischof. Und was das Schönste ist, so könnte, wie ihr sagt, ein Reich in sicherster Ruhe und Frieden leben, wo es völlig eingeführt und recht gehandhabt würde.

Olearius. Ohne Frage.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Wolfgang von Goethe: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. Weimar: Hermann Böhlau, 1889, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Goethe_G%C3%B6tz_von_Berlichingen_WA_Bd_8_036.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)