Seite:Goethe Götz von Berlichingen WA Bd 8 130.jpg

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Aspecten deuten mir: Brich auf! Es ist mir nichts übrig, als die Gesinnung des Kaisers zu sondiren. Trier und Pfalz vermuthen eher des Himmels Einfall, als daß ich ihnen über’n Kopf kommen werde. Und ich will kommen wie ein Hagelwetter! Und wenn wir unser Schicksal machen können, so sollst du bald der Schwager eines Churfürsten sein. Ich hoffte auf deine Faust bei dieser Unternehmung.

Götz (besieht seine Hand). O! das deutete der Traum den ich hatte, als ich Tags darauf Marien an Weislingen versprach. Er sagte mir Treu zu, und hielt meine rechte Hand so fest, daß sie aus den Armschienen ging, wie abgebrochen. Ach! Ich bin in diesem Augenblick wehrloser, als ich war da sie mir abgeschossen wurde. Weislingen! Weislingen!

Sickingen. Vergiß einen Verräther. Wir wollen seine Anschläge vernichten, sein Ansehn untergraben, und Gewissen und Schande sollen ihn zu Tode fressen. Ich seh’, ich seh’ im Geist meine Feinde, deine Feinde niedergestürzt. Götz, nur noch ein halb Jahr!

Götz. Deine Seele fliegt hoch. Ich weiß nicht; seit einiger Zeit wollen sich in der meinigen keine fröhlichen Aussichten eröffnen. – Ich war schon mehr im Unglück, schon einmal gefangen, und so wie mir’s jetzt ist war mir’s niemals.

Sickingen. Glück macht Muth. Kommt zu den Perrücken! Sie haben lang genug den Vortrag gehabt, laß uns einmal die Müh übernehmen. (Ab.)



Empfohlene Zitierweise:
Johann Wolfgang von Goethe: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. Weimar: Hermann Böhlau, 1889, Seite 130. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Goethe_G%C3%B6tz_von_Berlichingen_WA_Bd_8_130.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)