Lerse. Ich weiß alles.
Elisabeth. Nichts, nichts weißt du, der Jammer ist zu groß! Sein Alter, seine Wunden, ein schleichend Fieber, und mehr als alles das, die Finsterniß seiner Seele, daß es so mit ihm enden soll.
Lerse. Auch, und daß der Weislingen Commissar ist.
Elisabeth. Weislingen?
Lerse. Man hat mit unerhörten Executionen verfahren. Metzler ist lebendig verbrannt, zu Hunderten gerädert, gespießt, geköpft, geviertelt. Das Land umher gleicht einer Mezge, wo Menschenfleisch wohlfeil ist.
Elisabeth. Weislingen Commissar! O Gott! Ein Strahl von Hoffnung. Marie soll mir zu ihm, er kann ihr nichts abschlagen. Er hatte immer ein weiches Herz, und wenn er sie sehen wird, die er so liebte, die so elend durch ihn ist – Wo ist sie?
Lerse. Noch im Wirthshaus.
Elisabeth. Führe mich zu ihr. Sie muß gleich fort. Ich fürchte alles.
Weislingen. Ich bin so krank, so schwach. Alle meine Gebeine sind hohl. Ein elendes Fieber
Johann Wolfgang von Goethe: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. Weimar: Hermann Böhlau, 1889, Seite 158. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Goethe_G%C3%B6tz_von_Berlichingen_WA_Bd_8_158.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)