Seite:Goethe Götz von Berlichingen WA Bd 8 161.jpg

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Papier). Hier ist deines Bruders Todesurtheil unterschrieben.

Maria. Gott im Himmel!

Weislingen. Und so zerreiß’ ich’s! Er lebt. Aber kann ich wieder schaffen was ich zerstört habe? Weine nicht so, Franz! Guter Junge, dir geht mein Elend tief zu Herzen.

Franz wirft sich vor ihm nieder und faßt seine Knie.

Maria (vor sich). Er ist sehr krank. Sein Anblick zerreißt mir das Herz. Wie liebt’ ich ihn! und nun ich ihm nahe, fühl’ ich wie lebhaft.

Weislingen. Franz, steh auf und laß das Weinen! Ich kann wieder aufkommen. Hoffnung ist bei den Lebenden.

Franz. Ihr werdet nicht. Ihr müßt sterben.

Weislingen. Ich muß?

Franz (außer sich). Gift! Gift! Von euerm Weibe! – Ich! Ich! (Rennt davon.)

Weislingen. Marie, geh ihm nach. Er verzweifelt. (Maria ab.) Gift von meinem Weibe! Weh! Weh! Ich fühl’s. Marter und Tod!

Maria (inwendig). Hülfe! Hülfe!

Weislingen (will aufstehn). Gott, vermag ich das nicht!

Maria (kommt). Er ist hin. Zum Saalfenster hinaus stürzt’ er wüthend in den Main hinunter.

Weislingen. Ihm ist wohl. – Dein Bruder ist außer Gefahr. Die übrigen Commissarien, Seckendorf

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Johann Wolfgang von Goethe: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. Weimar: Hermann Böhlau, 1889, Seite 161. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Goethe_G%C3%B6tz_von_Berlichingen_WA_Bd_8_161.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)