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oder, wenn sie dergleichen verrichtet, keine sorgsamen Schriftsteller gefunden, dasselbe den Nachkommen zu überliefern. Von diesem Bedürfnisse also überzeugt, schickte ich mich an, die bremischen oder hammaburgischen Erzbischöfe der Reihenfolge nach zu beschreiben, indem ich zugleich dafürhielt, daß es weder meiner Ergebenheit und Dienstpflicht, noch dem Amte Eueres Legatenberufes widerstreite, wenn ich, als ein Sohn dieser Kirche, die Lebensereignisse der heiligsten Väter, durch welche die Kirche erhöhet und das Christenthum unter den Heiden verbreitet wurde, wieder an’s Licht brächte. Freilich flehe ich nun für dieses mühevolle und meine Kräfte weit übersteigende Werk um so mehr um Nachsicht, als ich, fast ohne irgend eines Vorgängers Spuren folgen zu können, mich nicht gescheuet habe, einen unbekannten Pfad gleichsam im Dunkeln tappend zu betreten, indem ich es vorzog, lieber im Weinberge des Herrn des Tages Last und Hitze zu tragen, als außerhalb des Weinberges müßig zu stehn.[1] Deiner Prüfung nun, heiligster Erzbischof, unterwerfe ich dreist dieses Werk, Dich erbitte ich mir zugleich zum Richter und Sachwalter, indem ich gar wohl weiß, daß etwas Deiner Weisheit Würdiges Dir nicht dargebracht werden kann; Dir, der Du jetzt, nachdem Du die Laufbahn weltlicher Wissenschaft zurückgelegt hattest, mit noch größerem Ruhme zu dem Streben nach geistlicher Gelehrsamkeit Dich emporgeschwungen hast, das Irdische verschmähend und allein auf das Himmlische sinnend. Und obwohl Du durch Lehre und Wahrheit, d. h. durch Dein, des Seelenhirten, Wort und Beispiel vor Vielen Dich auszeichnest, so ist doch unter Deinen Tugenden die vorzüglichste die Demuth, und diese, die Dich Allen nahe bringt, hat auch mir diejenige Zuversicht eingeflößt, in welcher ich Stammelnder es wage, mit einem so hochgelahrten Weisen zu reden und wie Saul unter den Propheten zu erscheinen.[2] Ich weiß jedoch, daß es mir, wie es bei neuesten Erscheinungen zeither zu geschehen pflegte,
  1. Vergl. Matth. 20, 3. 12.
  2. 1 Sam. 10, 12. 19, 24.
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Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte.Leipzig: Dyk'sche Buchhandlung, 1893, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hamburgische_Kirchengeschichte_(Adam_von_Bremen)_004.png&oldid=- (Version vom 17.8.2016)