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betrunken war und wie ein toter Klotz unter den Tisch sank, benutzte die Familie, den völlig bewußtlosen Onkel wie ein Möbelstück in ein Auto zu verladen und in die Trinkerheilanstalt des berühmten Professors Sektpropp zu schaffen. Diese Trinkerheilanstalt nannte sich unverfänglich: Alkohol-Entziehungs-Sanatorium.

Wenn der ehrsame, wohlsituierte Bürger sich in Sekt, schweren Weinen und schillernden Likören täglich gewohnheitsgemäß betrinkt, so sagt man fast anerkennend so obenhin: „Er ist ein handfester Trinker“, oder: „Er weiß einen guten Tropfen zu schätzen!“ Wenn sich dann eines Tages bei dem handfesten Trinker oder feinen Weinkenner die weiße Maus zeigt oder andere gesteigerte Verwirrungen, bemühen sich die Angehörigen in zwingender Fürsorge, den Betroffenen in einem Alkohol-Entziehungs-Sanatorium unterzubringen. Der kleine Mann aber mit geringen Revenuen, der dem unmäßigen Genuß gemeinen Fusels frönt, wird mit Abscheu ein Säufer und Trunkenbold genannt, und wenn ihn das delirium tremens trifft, er Ladenfenster eintritt und sich an Frau und Kindern im Boxen übt, durch staatliche Fürsorge in einer Anstalt, die man unverhohlen und unbeschönigt „Säuferasyl“ nennt, interniert.

Als Onkel Bogumil nach zwei Tagen erwachte und um sich starrte, bemerkte er zu seinem Schrecken, daß die lieben, weißen Mäuslein nicht wie sonst auf einer mit roten Klatschrosen bemalten Tapete hin und her liefen, sondern auf einer gestreiften Tapete ihr Wesen trieben. In seinem Kopf war es ihm wie ein Gekribbel von Ameisen und Käfern. Wo war er nur? Wo war

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Hermann Harry Schmitz: Buch der Katastrophen. Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1916, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz-Buch_der_Katastrophen-1916.djvu/038&oldid=- (Version vom 1.8.2018)