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Gierig griffen die roten beefsteakähnlichen Hände der drei Frauen nach den Kunstwerken.

Mutter Bender stand wie aus Bronze mit übereinandergeschlagenen Armen mitten im Zimmer und erinnerte an Napoleon.

Von Rizinus Bender nahm kein Mensch Notiz.

Jetzt hatte der Mann, den man Franz nannte, die Leiter ausgerechnet schräg über den Sessel Rizinus’ gestellt. Geduckt, zitternd zog sich der Hausherr in seinem Sessel zusammen.

„Päng, päng, klirr, klirr!“ Der Franz hatte schwitzige Hände und der schöne Farbendruck „Genesung“ war ihm entglitten. Rizinus Bender hatte ihn jetzt wie einen Halskragen übergestülpt.

„Hoppla,“ meinte Franz, nahm gelassen ein anderes Bild von der Wand und reichte es den Frauen. Niemand nahm Notiz von diesem Vorfall oder machte gar Anstalten, den armen Rizinus zu befreien.

Mama Bender stand wie aus Bronze mit übereinandergeschlagenen Armen mitten im Zimmer und erinnerte an Napoleon.

Wie unter dem Bann einer furchtbaren, dämonischen Macht vermochte Vater Bender sich nicht zu rühren. Seine Augen verfolgten mit Grausen das Tun dieser furchtbaren Menschen.

Plötzlich stieß Frau Bender einen hellen Schrei aus. Alle stürzten sich mit Sturmgebärden auf das Vertikow und trugen dieses Möbel mit lautem Jauchzen aus dem Zimmer auf den Hausgang. Manches schöne Nippes, das auf dem Muschelaufsatz stand, fiel zu Boden und zerbrach.

Wie ein wilder Taumel kam es über die Fünf.

Empfohlene Zitierweise:
Hermann Harry Schmitz: Der Säugling und andere Tragikomödien. Leipzig: Ernst Rowohlt Verlag, 1911, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz_Der_Saeugling.djvu/046&oldid=- (Version vom 18.8.2016)