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daß meine Kenntnisse in der von mir so begeistert geliebten Sprache Petrarcas, die sich auf die vier Worte: Maccaroni, Bersaglieri, Asti-Spumante, Lincrusta beschränkten, für eine angeregte Konversation doch nicht völlig ausreichten. Dazu kam, daß eigentlich nur die drei ersten Worte meines Sprachschatzes für den regelmäßigen Gebrauch in Frage kamen, da ich das Wort Lincrusta, über dessen Bedeutung ich mir nicht recht klar war, nur mit Vorsicht anzuwenden wagte.

So beschloß ich denn, die Klausur, zu der mich meine Erkältung verurteilte, nutzbringend zu verwenden, um mit Hilfe einer Grammatik weiter in die Feinheiten der italienischen Sprache einzudringen.

Als besonders wichtig und fördernd empfahl der Verfasser des Lehrbuches das Auswendiglernen der jedem Kapitel beigefügten, aus dem Leben gegriffenen Übungssätze und Dialoge.

Die Feinheiten der Sprache erschlossen sich mir in den Sätzen: Hat Emil, der Sohn des emsigen Gärtners, die gute Birne gesehen? Nein, aber Gertraude, die Base des freundlichen Nachbars, hat ein Federmesser. – Hat Hermine, die Muhme des greisen Dichters, das Zobeltier mißachtet? Nein, aber die fröhliche Großmutter des jungen Freundes hat eine Wendeltreppe. – Hat Walter den blinden Pianisten geneckt? Nein, aber die arme Waise hat die dürren Bretter verschmäht.

Ich lernte, daß meine Stirn sichtbar höher und eckiger wurde und hatte nach kurzer Zeit die Genugtuung, zu konstatieren, in welch fabelhafter Weise ich meine Kenntnisse erweiterte. In welch vollendeter

Empfohlene Zitierweise:
Hermann Harry Schmitz: Der Säugling und andere Tragikomödien. Ernst Rowohlt Verlag, Leipzig 1911, Seite 148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz_Der_Saeugling.djvu/148&oldid=- (Version vom 1.8.2018)