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Hans Flach: Hermes. Zeitschrift für classische Philologie Bd. 8
Zum Leben Hesiods

297 und 631). Dass Tzetzes dabei direct oder indirect aus dem Certamen Homeri et Hesiodi geschöpft hat, oder mit ihm eine gemeinsame Quelle hat, scheint ebenso zweifellos, wie er im γένος Ἡσιόδου im wesentlichen mit dem Certamen übereinstimmt (Nietsche Rh. Museum 1873 S. 236, Bergk S. 918 not. 1). Dieser Wettkampf aber geht vermuthlich auf den Rhetor Alkidamas zurück und ist ein pädagogisches Machwerk (Nietsche Rh. Museum 1870 S. 539), die Geschlechtstafeln Homers und Hesiods aber, von denen er eine enthält, die mit Apollo beginnt und den Hesiod einige Generationen vor Homer hat, frühestens auf die Logographen (Lobeck Aglaophamos I p. 323; Proklos z. Opp. 631; Sturz Hellanicus fr. 144). Wie kann man nun nach den Phantasien der Logographen den Namen Dios als einen historischen in die Literaturgeschichte einführen wollen? Zumal Lobeck I p. 326 doch gewiss Recht hat, dass die Erfindung des Vaters Dios durch das δῖον γένος entstanden ist, wie ja bekanntlich die ganze Sage vom Wettkampf nur aus dem unechten Zusatz Opp. 650–662 hergeleitet ist. Und worauf beruht die Conjectur Ruhnkens Δίου γένος? Auf Suidas und Proklos oder Velleius Paterculus I 7 (Gaisford Opp. 297 not.), und deshalb soll sie Bestand haben? Denn woraus schliesst Ruhnken zu Vellei. Paterc. I 7 not., dass Tzetzes in einigen Exemplaren Δίου γένος gefunden habe? Das geht aus keinem Wort der Scholien hervor. Und gesetzten Falls, Velleius hätte Opp. 299 Δίου γένος gelesen, würde das schon zu dem Satz berechtigen: patriamque et parentes testatus est? Also entweder Velleius las dies an einer Stelle der hesiodischen Gedichte, die uns verloren ist, was durchaus unwahrscheinlich ist, oder, was wahrscheinlicher, es ist ein Irrthum von ihm. Wir werden daher gut thun, den Vater Dios aus der Geschichte zu streichen, wie die Mutter Pykimede gestrichen worden ist.

Bergk fährt weiter fort: „Mittellos und wie es scheint von niederer Herkunft, erwarb er sich als Schiffer seinen Lebensunterhalt. Indess muss er doch auf seinen Fahrten einiges Vermögen gewonnen haben, denn er kehrte später nach Griechenland zurück und ließ sich in Askra, einer kleinen Ortschaft am Helikon im Gebiete der Thespier nieder.“ Die gewöhnliche Ueberlieferung sagt, der Vater habe aus Armuth Kyme verlassen (Proklos zu Opp. 631) oder mit einiger Uebertreibung, wegen der Menge der Gläubiger oder Schulden (Schol. Opp. 633. γένος Ἡσιόδου p. 14 Gaisf.);

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diverse: Hermes. Zeitschrift für classische Philologie Bd. 8 (1874). 1874, Seite 458. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermes_8_458.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)