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Hans Flach: Hermes. Zeitschrift für classische Philologie Bd. 8
Zum Leben Hesiods

wenigstens in dem Mythus von der Ermordung Hesiods eine Rolle spiele, 3) weil einzelne Gedicbte, wie der Aigimios und der Frauenkatolog speciell auf eine dorische Landschaft hinweisen. Dem unbefangenen Kritiker drängen sich bei dieser Deduction folgende Fragen auf: wie ist der Vater Hesiods nach Naupaktos gekommen, selbst wenn er, wie Bergk anzunehmen scheint, es nicht auf seiner Flucht nach Boiotien berührt hat, sondern in seinen Handelsgeschäften? Ist es denkbar, dass der armselige Schiffer des kleinasiatischen Kyme seine Unternehmungen ausgedehnt hat nach Hafenstädten des korinthischen Meerbusens? Hesiod sagt aber ausdrücklich, dass der Vater nach dieser Stadt gelangt sei, als er Kyme für immer verlassen hatte und nach dem boiotischen Askra ausgewandert sei. Und da hat der Vater den Weg eingeschlagen von Kyme über Naupaktos nach Askra, statt nach einem boiotischen Hafen, etwa nach Aulis, zu segeln, und von dort die Weiterreise zu unternehmen? Und wenn der Vater Hesiods zu einem der lokrischen Geschlechter Kymes gehört hat (S. 922), warum ist er nicht nach Lokris zu den Verwandten gezogen, sondern gerade nach dem unwirthlichen Askra am Helikon? Ferner: allerdings verlegt die Sage die Ermordung Hesiods in die Gegend von Naupaktos (schon Thukyd. III 96; Plutarch Conviv. c. 19; Pausan. IX 31, 6), aber sie bezeichnet deutlich genug, dass Hesiod diese Gegend nicht gekannt habe, denn wenn er einen Theil seines Lebens dort zugebracht hätte, sollte ihm unbekannt geblieben sein, dass nicht weit davon bei Oineon ein Heiligthum des nemeischen Zeus sich befand, vor dem ihn das delphische Orakel gewarnt hatte? Und ferner: was beweist ein Gedicht, wie der Aigimios, bei dem die Autorschaft Hesiods schon vielfach im Alterthum bezweifelt worden ist (Athen. XIII p. 503; Schol. Apoll. Rh. III 587, IV 816; Schol. Eurip. Phoen. 1116)? Und endlich: ist es wahrscheinlich, dass die dorischen Elemente in der hesiodischen Sprache von dem Aufenthalt in Lokris herrühren, zumal Bergk selbst die pseudoherod. vita Homeri c. 1 als Beweis anführt, dass das aiolische Kyme von Lokrern gegründet war und eine gemischte Bevölkerung hatte, und da die in Boiotien verfertigten Gedichte, wozu doch in erster Linie die Theogonie gerechnet werden muss, dieselben Dorismen enthalten? Ist nicht viel wahrscheinlicher, dass die dialektischen Eigenheiten gerade von Kyme oder wenigstens von den Eltern Hesiods herrühren? Wie dem

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diverse: Hermes. Zeitschrift für classische Philologie Bd. 8 (1874). 1874, Seite 460. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermes_8_460.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)