Seite:Historisch-antiquarische Untersuchungen 025.png

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Eingebornen die Priester, welche man aus diesem Grunde bisher schon begünstigt hatte, noch mehr in das Interesse des Hofes zu ziehen, und durch sie das Volk ihm geneigter zu machen, mochte Antheil daran haben. Ob aber Polycrates Aristomenes nur für diesen Plan gewann, um ihn vom Ruder zu entfernen, und wenn es der Fall war, ob es aus Eigennutz geschah, oder um den ohnedieß schwachen Einfluß der Römer zu vernichten, wird nicht gemeldet; sondern nur, daß Aristomenes die Leitung der öffentlichen Angelegenheiten bis zu seinem gewaltsamen Tode, 284, behielt.

 Jener Gebrauch wurde dann auch von mehrern Nachfolgern des Epiphanes beobachtet, und unter Umständen, wodurch es nach dem Wunsche der Priester das Ansehen gewann, als sei ihre Weihe Bestätigung eines Königs und nur der rechtmäßige Regent, welchem sie zu Theil geworden. Denn als nach Epiphanes Tode Antiochus 4. von Syrien dessen Söhnen, Philometor und Physcon, Aegypten zu entreißen versuchte, und es bis auf Alexandrien erobert hatte, ließ er den ältesten in Memphis weihen, um angeblich als Vormund in dessen Namen zu regieren[1]. Als Physcon seinem Bruder gefolgt war, galt die Weihe schon für Bestätigung; die ägyptischen Priester mochten, wie im ähnlichen Falle die neuern römischen, unermüdlich gewesen sein, die Lüge zu wiederholen, bis sie, wenigstens bei der Menge, für Wahrheit galt; denn der König gieng nach Memphis, als er schon verheirathet war; seine Gemahlinn Cleopatra gebar ihm in dieser Zeit einen Sohn, welchen er deshalb Memphites nannte[2]. Antonius nahm dagegen solche Rücksichten nicht,


  1. 51) Hieronym. in Daniel, p. 1128. Polyb. 28, 10.
  2. 52) Diod. Sic. fragm. 1, 53. Vol. X. p. 85. ed. Argent.
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Wilhelm Drumann: Historisch-antiquarische Untersuchungen über Aegypten. Universitätsbuchhandlung, Königsberg 1823, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Historisch-antiquarische_Untersuchungen_025.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)