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daß keiner unter den Alten eine solche Mitregentschaft erwähnt und erwähnen konnte, weil Ptolemäus 5. damals im zweiten Jahre war. Wenn indeß die Priester die Absicht hatten, die Rechtmäßigkeit der Regierung mit der Zeit von ihrer Weihe abhängig zu machen, wie die Päbste erst krönten und dann Kronen vergaben, so sahen sie sich getäuscht. Aegypten war und blieb unter den Ptolemäern eine in männlicher und weiblicher Linie erbliche Monarchie, in welcher die Könige das Recht hatten, den Nachfolger zu bestimmen und es sogar auf ihre Gemahlinnen zu übertragen, wie Ptolemäus 7.[1]. Geschah es, daß durch Ränke oder Schwäche Streit und Verwirrung entstand, so entschied, und nur dann, nicht die Priesterschaft, sondern das alexandrinische Volk, und zwar in der Regel zu Gunsten des Erstgebornen, und nicht nach einem Staatsgrundgesetze, sondern nach dem Herkommen, wobei man nicht einmal bis zu den ersten Zeiten des Staates zurückgehen kann, denn Ptolem. 1. zog seinen jüngern Sohn Philadelphus vor. Auf diesem Wege erhielt Ptolemäus 8. Lathurus den Thron, welchen sein jüngerer Bruder Alexander und die Mutter Cleopatra ihm streitig machten[2].

     3. Κυριου βασιλειων.) Mit gleichem Schwulst nannten sich nach der Sage Osymandyas: König der Könige[3], und Sesostris: König der Könige und Herr der Herrn[4]. Wie die Perser Grosskönige hatten, so gaben sich die Beherrscher von Parthien den Titel: Könige der Könige[5]. Die Ptolemäer zeigten diese Eitelkeit nicht; es ist als eine Ausnahme zu betrachten, daß Ptolemäus 3. auf dem Denkmal von Adule βασιλευς μεγας genannt wird,


  1. 22) Justin. 39, 3.
  2. 23) Ders. l. c.
  3. 24) Diod. Sic. 1, 47.
  4. 25) Ders. 1, 55.
  5. 26) Dio Cass. 35, 11. u. 36, 11.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Drumann: Historisch-antiquarische Untersuchungen über Aegypten. Universitätsbuchhandlung, Königsberg 1823, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Historisch-antiquarische_Untersuchungen_047.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)