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daß die Aegyptier, welche denn doch vorher wohl nicht ohne Religion gewesen waren, sich ohne Priesterthum behalfen, bis eine Handels-Colonie es ihnen zuführte; angenommen ferner, daß die Aethiopen auch in ihrer politischen und wissenschaftlichen Cultur schnellere Fortschritte gemacht hatten, welches nothwendig sein würde, aber von Herodot, der Meroe nicht ausnimmt, geläugnet wird, und daß also die Priester Staaten stifteten, zu welchem Volke gehörten die Krieger? Kamen sie mit den Priestern? Dieß wird durch das vorige ausgeschlossen. Fanden sie sich als einheimische ägyptische Völkerstämme schon vor? so hatten sie entweder die Rechte bereits, in deren Besitze wir sie später finden, einen Theil der Ländereien, Abgabefreiheit und den Vorzug, daß der König aus ihrer Mitte gewählt werden konnte, und die äthiopischen Priester kamen als Gründer von Staaten und Staatsverhältnissen zu spät, und eine unbegreifliche Großmuth theilte mit ihnen Ansehen und Besitz; oder sie hatten ihre Rechte noch nicht, so gab es Staaten mit einer mächtigen Kaste, welche eine priesterliche Handels-Colonie nicht bloß aufnahm, sondern auch, im Besitze des Schwerdtes, sich jeden andern Besitz von ihr zutheilen ließ. Und wenn die Priester dieß vermocht hätten, etwa auch, weil die Kriegerkaste erst nach ihrer Einwanderung entstand: ist es irgend wahrscheinlich, daß sie es auch gewollt haben würden, sie, aus deren Kaste Sethon kaum auf den Thron gelangt war, als die Krieger ihre Ländereien verloren?[1] Diese also, deren Kaste, wenn sie nach der priesterlichen entstand, weder aus dieser, als einer geschlossenen Gesammtheit, noch vom Volke hätte ausgehen, sondern auch nur eine eingewanderte

  1. 35) Herodot. 2, 141.
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Wilhelm Drumann: Historisch-antiquarische Untersuchungen über Aegypten. Universitätsbuchhandlung, Königsberg 1823, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Historisch-antiquarische_Untersuchungen_161.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)