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glücklich beseitigt sind, haben ihren Grund vorzüglich darin, daß die meisten unter den Alten ohne Sachkenntniß von ihr schreiben; ohne selbst gesehen zu haben, entlehnen sie ihre Nachrichten aus andern Werken, und bei unklaren Vorstellungen werden auch ihre Ausdrücke zweideutig. Sie gebrauchen λινον und λινεος von allen ihren bekannten gewebten Zeugen, nur nicht von wollenen. So fragt es sich, ob man dabei an wirkliche Leinwand aus Flachs, an Baumwolle oder Seide denken solle. Umgekehrt entsteht daraus wieder ein schwankender Gebrauch der Wörter byssus, xylon, sindon, gossypion und bombyx; man bediente sich ihrer häufig zur Bezeichnung aller Zeuge, welche λινεα genannt wurden. Die Priester in Aegypten, welche der Reinlichkeit wegen nichts von Thieren an sich tragen durften, mithin auch kein aus Wolle von Schaafen verfertigtes Gewand, kleideten sich eine lange Zeit in wirkliche Leinwand, welche in einer Stelle bei Plutarch nicht zu verkennen ist[1]; auch wählte man sie, wenn man bei religiösen Handlungen, z.B. bei dem Einwickeln der Mumien, Zeug bedurfte.

     Dann erhielt man in ungewisser Zeit, aber schon vor Herodot, Baumwolle, byssus, aus Indien und Arabien, und die Priester zogen sie nun vor[2], weil sie weißere und feinere Faden gab. Daß man sie selbst zu Mumien-Binden verwandte[3], beweist, daß Aegypten sehr reich daran war, denn bloß die äußern Zierbinden enthalten in der Regel über 500,

    5. Band. Anm. 338. u. 342. ed. Meyer u. Schulze. Visconti Mus. Pio-Clem. T. 2. p. 135. u. hier L. 44. A. 115.

  1. 38) Is. et Osir. 352. C.
  2. 39) Plin. H. N. 19, 1.
  3. 40) Herodot. 2, 86.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Drumann: Historisch-antiquarische Untersuchungen über Aegypten. Universitätsbuchhandlung, Königsberg 1823, Seite 169. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Historisch-antiquarische_Untersuchungen_175.png&oldid=- (Version vom 11.6.2017)