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zu erregen[1], und die Menge, weil die Feier ein willkommener Anlaß wurde, ungestraft Muthwillen zu Oben und Geh zu ergötzen. Als Denkende im eigenen Cultus keine Befriedigung mehr fanden, versuchten sie es mit fremdem; man hieng an Ideen und Gebräuche zu vermischen [2], bis endlich in der christlichen Religion sich ein besserer Ausweg zeigte.

 Kommen wir auf Aegypten zurück, so gab es hier einen häuslichen Götterdienst, einen Tempel- und einen öffentlichen oder Volks-Cultus. Jener erste war ein Familien- oder Gentil-Cultus. Er hatte heilige Thiere zum Gegenstande[3], und wurde von solchen besorgt, welche nicht zur Priesterkaste gehörten, von Männern und Frauen, deren Geschäft erblich war und für sehr ehrenvoll galt[4]. Herodot konnte dabei nicht an die heilige Kaste denken, da es nach seiner anderswo bestimmt ausgesprochenen Meinung in Aegypten keine Priesterinnen gab[5], und nach Diodor wurde das Geschäft der Verpflegung nicht abgelehnt, welches sich nicht auf Priester beziehen kann, denn ihnen blieb keine Wahl bei ihren

  1. 28) Polyb. 32, 12. §. 3. u. 7. c. 14. §. 9.
  2. 29) Pausan. 10, 52. §. 9. über den Isisdienst zu Tithorea in Phocis. Wie fruchtlos man in Rom gegen dieses Uebel kämpfte, ist bekannt genug.
  3. 30) Jomard in Descript. de l’Eg. T. 5. p. 88· ed. II. Chaque maison nourrissait l’oiseau sacré, et l’associait en quelque sorte aux droits de la famille: à sa mort, il partageait aussi les mêmes soins et le même tombeau.
  4. 31) Herodot. 2, 65. Diod. Sic. 1, 83. Zickler de Aeg. best. cultor. p. 50. zieht auch Herodot. 2, 46. hierher, weil er der Erklärung folgt, nach welcher die Mendesier einen ihrer Hirten wegen der Pflege eines Bocks vor andern geehrt haben; allein die Worte in ἐκ δε τουτων εἱς bezeichnen, wie bekannt, nicht einen Hirten, hindern den Bock. Auch irrt er darin, daß er zwar einen Cultus der Thiere außerhalb der Tempel annimmt, aber die Verpfleger für Priester hält. (p. 51. 52.)
  5. 32) S. L. 5. A. 30.
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Wilhelm Drumann: Historisch-antiquarische Untersuchungen über Aegypten. Universitätsbuchhandlung, Königsberg 1823, Seite 217. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Historisch-antiquarische_Untersuchungen_223.png&oldid=- (Version vom 23.10.2019)