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König das Blutbrechen bekam. 82 Als nun einer von den Krankenwärtern den Auswurf hinaustragen wollte, glitt er genau an der Stelle, wo Antigonus gemordet worden, auf besondere göttliche Zulassung aus und schüttete auf die vom Morde herrührenden und noch deutlich erkennbaren Blutflecken das Blut seines Mörders aus. Bei diesem Anblick erhoben sofort die Zeugen jenes Vorganges ein erbärmliches Geschrei, als ob der Diener zu Fleiß das Blut dort auf den Boden hingegossen hätte. 83 Der König hörte den Lärm und fragte nach dem Grunde. Da sich aber niemand denselben zu sagen getraute, so wollte der Kranke erst recht der Sache auf den Grund kommen und machte schließlich unter Drohungen seine Gewalt geltend. Und nun erzählte man ihm den Sachverhalt. Da traten ihm die hellen Thränen in die Augen, und mit dem ganzen Aufgebot seiner letzten Kräfte seufzte er: 84 „So konnte ich also doch nicht, wie ich vermeinte, das große Auge Gottes über meine Ruchlosigkeiten hinwegtäuschen: nur allzu rasch folgt mir die gerechte Strafe für den Mord am eigenen Blute! Wie lange noch willst du, o unverschämter Leib, meine Seele zurückhalten, die schon längst dem Rachegeiste meiner Mutter und meines Bruders gehört, und wie lange soll ich nur stoßweise mein Blut ihnen zum Opfer bringen? Sie sollen alles auf einmal nehmen, und nicht weiter möge die Gottheit mit den aus meinen Eingeweiden geschöpften Blutspenden für die Todten ihr grausames Spiel treiben!“ Bei diesen Worten verschied er, nachdem er nicht länger als ein Jahr geherrscht hatte.


Viertes Capitel.
Regierung des Alexander Jannäus.

85 (1.) Jetzt gab die Frau des Verstorbenen dessen Brüdern die Freiheit und stellte den Alexander, der sowohl in Anbetracht seines Alters, wie auch seiner Mäßigung den Vorzug zu verdienen schien, zum König auf. Kaum aber zur Macht gelangt, ließ derselbe den einen seiner Brüder, den es nach dem Königthum gelüstete, hinrichten, den letzten Bruder dagegen, den seine Neigung zum Privatleben hinzog, überhäufte er mit Ehren.

86 (2.) Alexander gerieth auch in einen Kampf mit Ptolemäus, Lathurus zubenannt, welcher die Stadt Asochis genommen hatte, und brachte ihm schwere Verluste bei, obwohl schließlich der Sieg dem Ptolemäus zufiel. Als dieser jedoch, von seiner eigenen Mutter Kleopatra angegriffen, sich nach Aegypten zurückgezogen hatte, bemächtigte sich Alexander durch Belagerung Gadaras, wie auch der Stadt Amathus,

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/028&oldid=- (Version vom 15.8.2019)