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auf den folgenden, freilich sehr gewagten Einfall. 311 Er ließ nämlich die kräftigsten seiner Krieger in Kästen, die an Seilen hingen, in die Tiefe hinab und brachte sie so bei den Mündungen der Höhlen hinein, wo sie nun die Räuber sammt ihren Familien abschlachteten und, wenn sie ernsten Widerstand trafen, mit hineingeworfenen Feuerbränden erstickten. Da Herodes doch auch einige von ihnen am Leben erhalten wollte, musste sie ein Herold auffordern, zu ihm herauszukommen. Doch auch nicht einer ließ sich zu einem solchen Schritte herbei, im Gegentheil wählten viele im Augenblick, wo man sie schon überwältigen wollte, lieber den Tod, als die Gefangenschaft. 312 So geschah es auch bei diesem Anlasse, dass ein Greis, Vater von sieben Söhnen, die Frau sammt den Kindern, als sie ihn um die Erlaubnis baten, hinausgehen und sich auf Gnade ergeben zu dürfen, in folgender grässlicher Weise hinmordete: Er befahl ihnen, nur eins nach dem anderen herauszukommen, und stellte sich selbst neben dem Eingang der Höhle auf. Sowie nun eines seiner Kinder herauskam, stach er es jedesmal nieder. Als Herodes von Weitem diese Scene erblickte, ward er von Mitleid erschüttert und bat den Greis mit ausgestreckter Hand, sich doch der armen Kinder zu erbarmen. 313 Bei dem aber half kein Zureden, sondern er warf sogar noch dem Herodes unter Schimpfworten seine gemeine Abstammung vor, erwürgte dann über den blutigen Leibern der Kinder sein Weib und stürzte, nachdem er zuvor die Leichen über den Rand des Abgrundes geschleudert hatte, sich selbst zuletzt in die Tiefe hinunter.

314 (5.) Auf diese Weise bekam Herodes die Höhlen mit ihren Bewohnern in seine Gewalt. Darauf kehrte er nach Zurücklassung einer Heeresabtheilung, die nach seinem Ermessen neuen Revolten in Galiläa gewachsen war, und deren Commando er Ptolemäus anvertraute, nach Samaria zurück, geleitet von 3000 Bewaffneten zu Fuß und 600 zu Pferde, die er gegen Antigonus verwenden wollte. 315 Da sich aber infolge seines Abzuges die gewohnheitsmäßigen Unruhestifter von Galiläa wieder sicherer fühlten, fielen sie ganz unvermuthet über den Befehlshaber Ptolemäus her, hieben ihn zusammen und verheerten, von Sumpfgegenden und anderen abgelegenen Theilen Galiläas aus, die sie zu ihren Schlupfwinkeln machten, das ganze Land. 316 Kaum hatte Herodes von dem neuen Aufruhr gehört, als er auch schon in aller Eile zur Hilfe heranzog, eine große Zahl von Rebellen im Kampfe vernichtete und nach dem Entsatz sämmtlicher von den Aufständischen umschlossenen Vesten zur Strafe für den Abfall die Städte Galiläas mit 100 Talenten brandschatzte.

317 (6.) Da die Parther bereits vollständig verjagt, und Pakorus im Kampfe gefallen war, sandte jetzt Ventidius im Auftrag des Antonius

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 70. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/070&oldid=- (Version vom 10.2.2020)