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Stempel seines für alles Große begeisterten Charakters in hervorragender Weise ausgeprägt hatte. 239 Zunächst hatte er den Felsen von seinem Grunde an mit glatten Steinplatten bekleiden lassen, theils zur Verschönerung, theils aber auch zur Befestigung, damit Niemand darauf vorwärts oder rückwärts zu gehen versuchen könnte, ohne abzugleiten. 240 Vor dem eigentlichen Schlossgebäude kam dann noch eine drei Ellen hohe Mauer, hinter welcher die Antonia bis zu einer Höhe von vierzig Ellen in ihrer ganzen Größe aufragte. 241 Ihr Inneres hatte die Ausdehnung und Bauart eines Königsschlosses, da es in Gemächer von allen möglichen Formen und jedweder Verwendung zerfiel; es wechselten Säulengänge und Badeanlagen mit weiten Höfen für die Besatzungstruppen, so dass das Schloss mit seinem allseitigen Comfort einer ganzen Stadt, mit seinen Kostbarkeiten aber einem königlichen Palaste glich. 242 Die ganze Burg hatte die Gestalt eines einzigen großen Thurmes, der an seinen Ecken wieder von vier anderen Thürmen flankiert war. Letztere erreichten eine Höhe von fünfzig Ellen, mit Ausnahme des in der südöstlichen Ecke aufragenden Thurmes, welcher siebzig Ellen hoch war, so dass man von ihm aus den Tempelplatz vollständig überschauen konnte. 243 Dort, wo die Antonia an die Säulengänge des Tempels stieß, hatte sie je einen Abstieg zu diesen zwei Hallen, auf denen die Wachen der römischen Heeresabtheilung, die beständig in der Burg lag, 244 an Festzeiten herabzukommen pflegten, um sich in Waffenbereitschaft an den Säulengängen aufzustellen und so durch eine scharfe Ueberwachung des Volkes jeden Versuch einer Revolte im Keime zu ersticken. 245 Denn geradeso, wie der Tempel die Stadt beherrschte, so beherrschte die Antonia hier wiederum den Tempel. Während nun die Besatzung auf der Antonia diese drei Punkte sicherte, hatte die Oberstadt eine eigene Zwingburg für sich, den herodianischen Königspalast. 246 Von der Antonia war, wie schon bemerkt, der Bezethahügel abgetrennt worden, welcher, unter den Stadthügeln der höchste, erst zuletzt zum Stadtgebiet gezogen und mit einem Theile der Neustadt besetzt ward. Er war der einzige Hügel, der aus unmittelbarer Nähe und zwar von Norden her den Tempel überragte. 247 Da ich ohnehin Willens bin, mich später noch ausführlicher und genauer über die Stadt und ihre Befestigungswerke zu verbreiten, so kann vor der Hand die davon gegebene Schilderung als ausreichend gelten.

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 397. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/397&oldid=- (Version vom 1.8.2018)