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für einen starken Bundesgenossen ihr aufs schändlichste entehrt habt? Könnt ihr euch nicht mehr der Gottesthaten zur Zeit unserer Väter entsinnen, und was für gewaltige Feinde ehedem gerade diese heilige Stätte dort uns zu Füßen geschmettert hat? 378 Mich überkömmt ein Grauen bei dem Gedanken, von den Werken Gottes vor so unheiligen Ohren reden zu müssen: aber höret es nur immerhin, damit ihr auch einsehet, dass ihr nicht bloß die Römer, sondern auch Gott zum Feinde habet! 379 Einst rückte der frühere ägyptische König Nechao, auch bloß Pharao geheißen, mit zahllosen Bewaffneten aus seiner Residenz und entführte die Fürstin Sarah, die Stammutter unseres Geschlechtes. 380 Was hat nun ihr Gemahl Abraham, unser Erzvater, gethan? Hat er etwa an dem Frevler mit bewaffneter Faust Rache genommen, da er doch über 318 Scheiks gebot, deren jeder wieder unzählige Streitkräfte unter sich hatte? Oder hat er nicht vielmehr in dieser ganzen Macht nur die lauterste Ohnmacht gesehen, so lange Gott fehlte, und hat er nicht seine reinen Hände zu jener Stätte erhoben, die ihr jetzt so greulich entweiht habt, um sich den Unbesiegbaren zum Bundesgenossen zu werben? 381 Und ist nicht vor dem zweiten Abend noch die Fürstin unberührt zu ihrem Gemahl zurückgesandt worden? Der Aegypter aber kehrte, von tiefer Verehrung für diese Stätte durchdrungen, die von euch mit Brudermord besudelt worden, und zugleich von Schauder über die ihm gewordene nächtliche Erscheinung ergriffen, eilends nach Hause zurück, nachdem er die Hebräer als Gottes Lieblinge noch mit silbernen und goldenen Zieraten beschenkt hatte. Soll ich dann mit Stillschweigen übergehen oder nicht vielmehr ausdrücklich die Auswanderung unserer Väter nach Aegypten hervorheben, 382 wo sie, tyrannisiert und 400 Jahre unter fremden Königen seufzend, trotzdem sie sich hätten mit bewaffneter Hand dagegen erheben können, dennoch ihr Schicksal ganz in Gottes Hände gelegt haben? 383 Wer wüsste nichts von dem unzähligen Thiergeschmeiß, von dem auf einmal Aegypten wimmelte, und von den verschiedenen Seuchen, die das Land verheerten, wie die Erde keine Frucht mehr gab, und der Nil kein Wasser mehr hatte, kurz, wie die zehn Plagen nacheinander über Aegypten kamen, und wie unter dem Eindruck derselben unsere Väter sogar mit militärischem Geleite, ohne einen Schwertstreich und ungefährdet das Land verlassen durften, geführt von Gott, der sie sich zu seinem Tempelvolke bestimmt hatte? 384 Hatten dann nicht auch den Raub unserer heiligen Lade durch die Syrer das Philisterland sammt seinem Götzenbilde Dagon und alle Landsleute der eigentlichen Räuber aufs bitterste zu beklagen? 385 Haben sie nicht, da ihnen die Schamtheile ihres Leibes in Fäulnis übergiengen,

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 414. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/414&oldid=- (Version vom 1.8.2018)