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173 III. Absch. Systemat. Vorstellung aller etc. 173

Erscheinung bis zum Nichts (dem leeren) durch unendliche Stufen abnehmen kan, unendlich verschiedene Grade, mit welchen Raum oder Zeit erfüllet seyn, geben, und die intensive Grösse in verschiedenen Erscheinungen kleiner oder grösser seyn können, obschon die extensive Grösse der Anschauung gleich ist.

 Wir wollen ein Beyspiel davon geben. Beynahe alle Naturlehrer, da sie einen grossen Unterschied der Quantität der Materie von verschiedener Art unter gleichem Volumen (theils durch das Moment der Schweere, oder des Gewichts, theils durch das Moment des Widerstandes gegen andere bewegter Materien) wahrnehmen, schließen daraus einstimmig: dieses Volumen (extensive Grösse der Erscheinung) müsse in allen Materien, ob zwar in verschiedenem Maaße leer seyn. Wer hätte aber von diesen größtentheils mathematischen und mechanischen Naturforschern sich wol iemals einfallen lassen, daß sie diesen ihren Schluß lediglich auf eine metaphysische Voraussetzung, welche sie doch so sehr zu vermeiden vorgeben, gründeten, indem sie annehmen, daß das Reale im Raume, (ich mag es hier nicht Undurchdringlichkeit oder Gewicht nennen, weil dieses empirische Begriffe sind), allerwerts einerley sey, und sich nur der extensiven Grösse, d. i. der Menge nach unterscheiden könne. Dieser Voraussetzung, dazu sie keinen Grund in der Erfahrung haben konten, und die also blos metaphysisch ist, setze ich einen transscendentalen

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Immanuel Kant: Critik der reinen Vernunft (1781). Johann Friedrich Hartknoch, Riga 1781, Seite 173. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kant_Critik_der_reinen_Vernunft_173.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)