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203 III. Absch. Systemat. Vorstellung aller etc. 203

größte Theil der wirkenden Ursache in der Natur ist mit ihren Wirkungen zugleich, und die Zeitfolge der lezteren wird nur dadurch veranlaßt, daß die Ursache ihre ganze Wirkung nicht in einem Augenblick verrichten kan. Aber in dem Augenblicke, da sie zuerst entsteht, ist sie mit der Caussalität ihrer Ursache iederzeit zugleich, weil, wenn iene einen Augenblick vorher aufgehöret hätte, zu seyn, diese gar nicht entstanden wäre. Hier muß man wohl bemerken: daß es auf die Ordnung der Zeit, und nicht den Ablauf derselben angesehen sey: das Verhältniß bleibt, wenn gleich keine Zeit verlaufen ist. Die Zeit zwischen der Caussalität der Ursache, und deren unmittelbaren Wirkung kan verschwindend, (sie also zugleich) seyn, aber das Verhältniß der einen zur andern bleibt doch immer, der Zeit nach, bestimbar. Wenn ich eine Kugel, die auf einem ausgestopften Küssen liegt, und ein Grübchen darin drückt, als Ursache betrachte, so ist sie mit der Wirkung zugleich. Allein ich unterscheide doch beide durch das Zeitverhältniß der dynamischen Verknüpfung beider. Denn wenn ich die Kugel auf das Küssen lege; so folgt auf die vorige glatte Gestalt desselben das Grübchen; hat aber das Küssen (ich weis nicht woher) ein Grübchen, so folgt darauf nicht eine bleyerne Kugel.

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 Demnach ist die Zeitfolge allerdings das einzige empirische Criterium der Wirkung, in Beziehung auf die Caussalität der Ursache, die vorhergeht. Das Glas ist

die
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Immanuel Kant: Critik der reinen Vernunft (1781). Johann Friedrich Hartknoch, Riga 1781, Seite 203. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kant_Critik_der_reinen_Vernunft_203.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)