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845 Die Architectonik der reinen Vernunft. 845

 Alle reine Erkentniß a priori macht also, vermöge dem besondern Erkentnißvermögen, darin es allein seinen Sitz haben kan, eine besondere Einheit aus und Metaphysik ist dieienige Philosophie, welche iene Erkentniß in dieser systematischen Einheit darstellen soll. Der speculative Theil derselben, der sich diesen Nahmen vorzüglich zugeeignet hat, nemlich die, welche wir Metaphysik der Natur nennen und alles, so fern es ist, (nicht das, was seyn soll) aus Begriffen a priori erwägt, wird nun auf folgende Art eingetheilt.

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 Die im engeren Verstande so genante Metaphysik besteht aus der Transscendentalphilosophie und der Physiologie der reinen Vernunft. Die erstere betrachtet nur den Verstand und Vernunft selbst in einem System aller Begriffe und Grundsätze, die sich auf Gegenstände überhaupt beziehen, ohne Obiecte anzunehmen, die gegeben wären (Ontologia), die zweite betrachtet Natur, d. i. den Inbegriff gegebener Gegenstände, (sie mögen nun den Sinnen, oder, wenn man will, einer andern Art von Anschauung gegeben seyn), und ist also Physiologie (obgleich nur rationalis). Nun ist aber der Gebrauch der Vernunft in dieser rationalen Naturbetrachtung entweder physisch, oder hyperphysisch, oder besser, entweder immanent oder transscendent. Der erstere geht auf die Natur, so weit als ihre Erkentniß in der Erfahrung (in concreto) kan angewandt werden, der zweite auf dieienige Verknüpfung der Gegenstände der Erfahrung, welche alle Erfahrung übersteigt.

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Empfohlene Zitierweise:
Immanuel Kant: Critik der reinen Vernunft (1781). Johann Friedrich Hartknoch, Riga 1781, Seite 845. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kant_Critik_der_reinen_Vernunft_845.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)