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alles in Ordnung. Nur, wenn so edlere Frauengestalten in die Hände unserer kleinen Lebemänner fallen, dann ist’s ärgerlich. Und das kommt vor. Sie werden bemerkt haben, daß Hunde sich mit Vorliebe die schönsten Statuen aussuchen, um stehen zu bleiben und das Bein aufzuheben.“

„Nein, das hab’ ich noch nicht bemerkt,“ murmelte Graf Halke verwirrt. Keiner wußte was mit diesem Ausfall anzufangen. Als Kornowitz der Gesellschaft den Rücken wandte, um langsam in das Spielzimmer zurückzukehren, folgte Günther ihm hastig. „Wissen Sie, Fürst,“ begann er, „Ihr ethischer Vortrag da eben hat mir nicht sonderlich gefallen.“

„Das ist wohl möglich,“ erwiderte der Fürst. Das bleiche Gesicht mit den Zügen, die scharf wie die eines Leichengesichtes waren, blieb regungslos, die bleifarbenen Augen sahen Günther teilnahmlos an.

„Wie meinen Sie das?“ fuhr Günther auf.

„Ganz, wie es beliebt,“ sagte Kornowitz und setzte seinen Weg zum Spielzimmer fort. Günther schaute dem gebeugten Rücken mit den zwei blanken Kammerherrenknöpfen am Frack mit einem Gefühle des Hasses nach, das in seiner Energie wohltat und erwärmte. Dann mußte er Sterneck und Tettau aufsuchen, um sie zum Fürsten zu schicken. Das Beraten und Besprechen, die Beschäftigung mit den hübschen, handlichen Gesetzen des Ehrenhandels waren für Günther ein Genuß. All das gab dem Leben wieder Gehalt, verlieh Mareile, Günther selbst, seiner Liebe neuen Wert.

Den Abend vor dem Duell war Günther bei Mareile ausgelassen wie ein Knabe; dann kam eine angenehme, weiche Stimmung über ihn. „Setz dich dort auf den Sessel,“

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Eduard von Keyserling: Beate und Mareile. S. Fischer, Berlin [1903], Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keyserling_Beate_und_Mareile.djvu/131&oldid=- (Version vom 1.8.2018)