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„Wenn auf sieben Meilen im Umkreise nur ein männliches und ein weibliches Individuum einer bestimmten Gattung, sagen wir einer Schneckenart, existiert, so finden sie sich doch zusammen. Die Natur will es. So auch hier.“

„Das Fräulein wird mit ihren gelehrten Vergleichen jedesmal unpassend,“ flüsterte Frau von Scharf der Gräfin zu. –


Auf dem Schlosse war es stille geworden. Mareile und Hans Berkow waren die einzigen Gäste. Die Ziepes hatten dem Brautpaar ein Festessen gegeben. Es war schon spät, als Mareile und Hans aus der Inspektorswohnung auf den Hof hinaustraten. Sie atmeten tief auf. Die kleinen Zimmer waren so voll von Speisen und erhitzten Menschen gewesen. Die Mondnacht war sehr hell. Vom Garten duftete es süß herüber. Die Feldgrillen schrillten in den Stoppeln und vom Teiche scholl das verträumte Plaudern der Enten herauf. In der Lindenallee gingen Günther und Beate langsam auf und ab. „Famos!“ rief Günther dem Brautpaare zu. „Kommt, wir machen eine Nachtrunde.“ Mareile und Beate faßten sich um die Taillen und gingen den Wiesenpfad entlang. „Eine Zigarre, mein Alter, bitte,“ sagte Günther. „Also – wie – wie – wie bekommt es dir?“

Hans hob den Kopf, als wollte er den Rauch seiner Zigarre dem Monde in das Gesicht blasen.

„Danke – gut. Außerordentliche Wesen, diese unsere Damen. Was die nicht alles an uns für wirklich halten! Was?“

„Na, wir sind doch auch wirklich genug,“ meinte Günther.

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Eduard von Keyserling: Beate und Mareile. S. Fischer, Berlin [1903], Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keyserling_Beate_und_Mareile.djvu/47&oldid=- (Version vom 1.8.2018)