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seinen Herrn erkannt und wollte nichts tun und sagen, was ein Fehler sein könnte. „Na, Peter, mach’s dem Alten klar, was wir wollen. Du siehst ja, wie sein Gewissen ihn beißt,“ befahl Günther. Peter und Mankow gingen hinaus. Günther wärmte sich an dem großen, qualmenden Feuer. So war’s gut! Hier wehte wenigstens die angenehme Luft versteckter Abenteuer, wenn man’s nicht wie Hans Berkow haben konnte. In der niedrigen Tür der Nebenkammer stand plötzlich Eve Mankow und sah Günther unverwandt an. In ihrem kurzen, roten Rock, das rotblonde Haar wirr über dem heißen Gesichte, die nackten Arme, Schultern, Beine vom Ofenlicht beschienen, war sie eine bunte, leuchtende Gestalt in dem rußgeschwärzten Türrahmen.

„Warum schläfst du nicht?“ fragte Günther.

„Ich mag nicht.“

„Na, dann komm’.“

Eve kam, vorsichtig, mißtrauisch, wie die Menschen des Waldes es den Tieren nachtun.

„Willst du mit auf die Jagd? Du kannst ja schießen.“

„Ja, Herr.“

„Hast du auf mich gewartet?“

„Ich dachte, Sie werden mal kommen.“

„Wer sagte dir das denn?“

„Die Karten.“

Günther trat an Eve heran, nahm ihren Kopf in beide Hände, bog ihn zurück und küßte den breiten, roten, sehr heißen Mund. „So!“ sagte er, „nun gehen wir zu den Hasen.“ Eve war blaß geworden. Sie saß einen Augenblick still da, die grellen, rotbraunen Augen wurden klar und groß; sie

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Eduard von Keyserling: Beate und Mareile. S. Fischer, Berlin [1903], Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keyserling_Beate_und_Mareile.djvu/58&oldid=- (Version vom 1.8.2018)