Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1812 I 011.jpg

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Wort reden. In dem Baum war eine Höhle, darin saß es bei Regen und Gewitter, und schlief es in der Nacht; Wurzeln und Waldbeeren waren seine Nahrung, die suchte es sich, so weit es kommen konnte. Im Herbst sammelte es Wurzeln und Blätter und trug sie in die Höhle, und wenn es dann schneite und fror, saß es darin. Seine Kleider verdarben auch, und fielen ihm ab, da saß es in die Blätter, ganz eingehüllt, und wenn die Sonne wieder warm schien ging es heraus, setzte sich vor den Baum, und seine langen Haare bedeckten es von allen Seiten wie ein Mantel.

Einmal, als es so im Frühjahr vor dem Baume saß, drängte sich jemand mit Gewalt durch das Gebüsch, das war aber der König, der in dem Wald gejagt und sich verirrt hatte. Er war erstaunt, daß in der Einöde ein so schönes Mädchen allein saß, und fragte es: ob es mit auf sein Schloß gehen wollte. Es konnte aber nicht antworten, sondern nickte bloß ein wenig mit dem Kopf, da hob es der König auf sein Pferd und führte es mit sich heim und bald gewann er es so lieb, daß er es zu seiner Gemahlin machte. Nach Verlauf eines Jahres brachte die Königin einen schönen Prinzen zur Welt. In der Nacht erschien ihr die Jungfrau Maria und sprach: „sag’ jetzt die Wahrheit, daß du die verbotene Thür aufgeschlossen hast, dann

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1812). Berlin 1812, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_I_011.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)