Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1837 V1 320.jpg

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sie sich, und nahm die Gestalt eines andern alten Weibes an. So gieng sie hin über die sieben Berge zu den sieben Zwergen, klopfte an die Thüre, und rief „gute Waare feil! feil!“ Sneewittchen schaute heraus, und sprach „geht nur weiter, ich darf niemand hereinlassen.“ „Das Ansehen wird dir doch erlaubt seyn,“ sprach die Alte, zog den giftigen Kamm heraus, und hielt ihn in die Höhe. Da gefiel er dem Kinde so gut, daß es sich bethören ließ, und die Thüre öffnete. Als es den Kamm erhandelt hatte, sprach die Alte „nun will ich dich einmal ordentlich kämmen.“ Das arme Sneewittchen dachte an nichts, und ließ die Alte gewähren, aber kaum hatte sie den Kamm in die Haare gesteckt, als das Gift darin wirkte, und das Mädchen ohne Besinnung niederfiel. „Du Ausbund von Schönheit, jetzt ists um dich geschehen“ sprach das boshafte Weib, und gieng fort. Zum Glück aber war es bald Abend, wo die sieben Zwerglein nach Haus kamen. Als sie Sneewittchen wie todt auf der Erde liegen sahen, hatten sie gleich die böse Stiefmutter in Verdacht, suchten nach, und fanden den giftigen Kamm, und wie sie ihn herausgezogen, kam Sneewittchen wieder zu sich, und erzählte ihnen was vorgegangen war. Da warnten sie es noch einmal auf seiner Hut zu seyn, und niemand die Thüre zu öffnen.

Die Königin stellte sich daheim vor den Spiegel, und sprach

„Spieglein, Spieglein an der Wand,
wer ist die schönste im ganzen Land?“

Da antwortete er, wie vorher

„Frau Königin, ihr seyd die schönste hier,

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1837). Göttingen: Dieterische Buchhandlung 1837, Seite 320. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1837_V1_320.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)