Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1856 III 017.jpg

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Grund geschossen. Während der Fahrt hat Joseph Nachts einmal die Wache, da hört er ein Brausen und eine Stimme die ruft „wißt ihr was Neues?“ „Neues genug“, antwortet eine andere, „die schöne Königstochter ist geraubt und sitzt in dem Schiffe hier. Wer sie aber denkt zur Frau zu nehmen, der muß erst jemand haben, der dem schwarzen Pferd den Kopf abhaut“. Da erschrack Joseph, und als Roland in der folgenden Nacht wachen will, bittet ihn Joseph lieber zu schlafen und ihm die Wache zu überlassen. Da hört er wieder die Stimmen, „wißt ihr was Neues?“ „Neues genug, die Königstochter ist geraubt und sitzt im Schiffe, wer sie gedenkt zur Frau zu haben, der kann nur dazu gelangen, wenn einer da ist, der, wann der Bräutigam der Braut Gesundheit trinkt, ihm das Glas vor dem Munde wegschlägt, daß die Scherben herum fliegen. Wer das aber nachsagt, der steht in Stein bis ans Herz“. Joseph wacht auch in der dritten Nacht, da hört er, „der Bräutigam kann die Braut nicht erlangen, wenn nicht einer da ist, der dem Drachen die sieben Köpfe abschlägt, die dieser in der Brautnacht zum Fenster hereinsteckt. Wer das aber nachsagt, steht in Stein bis an den Kopf“. Folgenden Tags langen sie an, der König kommt ihnen mit seinen Leuten entgegen und bringt dem Joseph ein weißes Pferd mit, dem Roland ein schwarzes. Joseph besteigt das seinige und haut dem schwarzen den Kopf ab. Alle sind erstaunt und aufgebracht und fragen nach der Ursache, aber er antwortet „ich kann und darf es nicht sagen“. So schlägt er auch, als bei der Hochzeitsfeier Roland seiner Braut Gesundheit trinken will, diesem das Glas vor dem Munde weg, daß die Scherben fliegen. Endlich in der Nacht, als Roland und seine Braut schon schlafen, geht er mit gezogenem Schwert in der Kammer vor dem Fenster auf und ab. Plötzlich fängt es an zu brausen und zu brüllen, und ein Drache steckt seine sieben Köpfe herein. Er haut sie in einem Hieb herab, daß das Blut in die Stube spritzt und seine Stiefeln füllt. Die Wachen rufen bei dem Lärm den König, dieser kommt, und als er die Thüre öffnet, strömt ihm das Blut entgegen und er erblickt den Joseph mit gezucktem Schwert. „Ach was hast du gethan, mein Sohn?“ ruft er aus. Da kann Joseph nicht anders, er erzählt alles und wird augenblicklich ganz in Stein verhüllt, so daß man nichts von ihm sieht als sein Gesicht, das zu schlafen scheint. Nach Verlauf eines Jahrs bringt die junge Königin einen Sohn zur Welt, und da träumt ihr drei Nächte hintereinander wenn man

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_017.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)