Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1856 III 026.jpg

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Hänsel hängt mit dem Däumling (Nr. 37 u. 45) zusammen und wird auch so in deutschen Erzählungen dargestellt. Es sind sechs Kinder, er ist das siebente. Wie sie im Wald beim Menschenfresser sind, sollen sie ihn kämmen, der Däumling aber springt ihm ins Haar, zupft ihn und kommt immer wieder. Darauf Nachts die Verwechslung der sieben Kronen mit den sieben rothen Kappen. In den Meilenstiefel thut der Däumling alle Geldbeutel und Kostbarkeiten. Hierher gehört ein Tiroler Märchen bei Zingerle S. 235 der daumlange Hansel. Die altdeutsche Fabel (Altd. Wälder 3, 178. 179) von den Zwölfen, die zum Tursen kommen, und welche die Frau vorher warnt und aufs Gaden steigen heißt, ist nur moralisch anders gewendet.


16.
Die drei Schlangenblätter.

Nach zwei Erzählungen die nur in unbedeutenden Dingen abweichen, die eine aus dem niederhessischen Dorfe Hof am Habichtswald, die andere aus einem Dorfe im Paderbörnischen. Es erscheint darin eine griechische Sage, Polyidos sollte dem Glaukos das Leben wieder geben, konnte es aber nicht. Darum ließ ihn der erzürnte Vater zu der Leiche in das Grabmal verschließen. Polyidos sah wie eine Schlange auf den todten Glaukos schlüpfte, und erschlug sie. Bald kam eine zweite Schlange und trug ein Kraut im Munde, das sie auf die getödtete legte, wovon diese alsbald wieder lebendig wurde. Schnell ergriff Polyidos das Kraut, legte es auf den Glaukos, und er erhielt das Leben wieder. Zu vergleichen ist ein ungarisches Märchen bei Stier S. 107, auch ein Gedicht der Marie de Franc, Lai d’Eliduc (1, 401 ff.), wo die Schlangen durch zwei Wiesel vorgestellt werden (474).

Daß die Frau verlangt der überlebende solle sich mit begraben lassen, erinnert an die nordische Sage von Asmund und Aswit, die, als sie Blutbrüderschaft machten, sich ein ähnliches Versprechen thaten. Asmund ließ sich hernach auch mit dem todten Aswit in den Grabhügel bringen, nahm aber einen Vorrath von Lebensmitteln mit, die ihn eine Zeitlang erhalten konnten: hernach wurde er durch einen glücklichen Zufall heraufgezogen (Suhms Fabelzeit 2, 178). Eine ähnliche Sitte zwischen Mann und Frau in Sindbads Reisen

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_026.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)