Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1856 III 029.jpg

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In Just. Kerners poetischem Almanach für 1812 S. 50–54 wird das Märchen auf ähnliche Art, wahrscheinlich nach einer süddeutschen Ueberlieferung, doch dem Inhalt nach dürftig in Knittelversen erzählt; der Fischer heißt Hans Entender. In den Kindermärchen von Albert Ludw. Grimm (zweite Aufl. Heidelb. 1817) kommt es gleichfalls, doch in Prosa, vor. Der Fischer Hans Dudeldee wohnt mit seiner Frau in einem Bretterhaus und ist so arm daß sie keine Fenster haben, sondern durch ein Astloch schauen müssen. Er bittet bei dem Fischlein erst um ein Haus und sofort, bis er Kaiser ist; zuletzt verlangt er, daß er Regen und Sonnenschein machen könne, wie Gott, da sitzt er wieder im Bretterhaus und sie schauen zum Astloch heraus. Im ganzen viel dürftiger. De Kossät und siine Fruu bei Kuhn Nr. 6 Et golde Fiske in Firmenichs Völkerstimme S. 377.

Der Eingang des Märchens erinnert merkwürdig an eine Erzählung in der 1001 Nacht (1, 107 histoire du pecheur) so wie an die wallisische Sage von Taliesin (vergl. Altd. Wälder 1, 70). Auch ein finnisches Märchen (mitgetheilt in dem Freimüthigen 1834 Nr. 253–256) hat einen gleichen Eingang, aber die Entwickelung ist verschieden. Der Zug, daß die Frau ihren Mann zu hohen Würden reizt, ist an sich uralt, von der Eva und der etrurischen Tanaquil an (Livius 1, 47) bis zur Lady Macbeth.


20.
Das tapfere Schneiderlein.

Die erste Hälfte aus zwei sich ergänzenden hessischen Erzählungen. Die zweite von da an, wo der Schneider den Riesen verläßt und sich an des Königs Hof begibt nach einem ziemlich seltenen kleinen Buch, Wegkürzer, ein sehr schön lustig und aus der Maßen kurzweilig Büchlein durch Martinum Montanum von Straßburg (1557 in 12) Bl. 18–25. Dieser Theil kann für sich bestehen, ist hier aber, weil er natürlich an den vorhergehenden paßt, angefügt und darum auch umgeschrieben worden; in der ersten Auflage kann man den unveränderten Abdruck nachsehen. Anspielungen auf das Märchen finden sich bei Fischart im Gargantua (254b) „ich will euch tödten wie die Mucken, neun auf einen Streich, wie jener Schneider“, und im Flohhatz (Dornavius 39b)

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_029.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)