Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1856 III 050.jpg

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Bald warf der Ochs sein Schwanz empor,

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scharrt mit den Klawen das Fußspor,

versucht die Hörner an eim Baum,
sprang mit eim Brüllen auf den Raum.
Der Esel sperrt weit aus den Rachen
ließ sein hicka! schrecklich herkrachen,

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der Hund ball und die Katz murmauet,

der Hahn kürlückt, die Gans dradrauet:
gigack! gigack! flog sie daher,
als wenns der römisch Adler wär;
das wunderlich zusammen rasselt,

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wie in Wäldern der Donner prasselt.

Damit satzt der Ochs an das Thor,
daß es Riegel und Schloß verlor,
und prallt zurück von dem Zulaufen,
als fiel das Haus über einen Haufen,

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wie denn die Einwohner[1] auch dachten:

derhalb nicht lang Bedenken machten,
sondern plötzlich zur Hinderpfort
hinaus stoben zum Sicherort.
Die Gäste blieben in dem Nest,

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das war ihnen das liebst und best.


Und als sich kein Wirth darin fand,
erwählt ein jeder seinen Stand.
Der Ochs sagt „zum Stall ich mich füg,
in der Krippen ist Futter zur Gnüg.“

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Der Esel sagt „ich bleib bei dir,

was dir gefällt, gefällt auch mir.“
Die Katz sagt „ich sitz auf dem Herd,
ob mir ein Mäuslein wär beschert,
das nach der Speis Geruch ankäm,

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und ich für meine Speis annähm.

Ich sitz ohn das gern in der Wärm,
ob ich gleich auch bisweil umbschwärm.“


  1. d. h. die Waldthiere die in dem Haus wohnten.
Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 50. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_050.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)