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ihnen nachzusagen eine Schande,

daß sie wärn großmächtige Herrn,
Leun, Leoparden, Wolf und Bäre,
wußten nicht wer sie heimgesocht,
aus ihrer Wohnung ausgepocht.

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Und ward für rathsam angesehen,

der Wolf sollt bei Nacht schleichen gehen,
ins Haus horchen, gründlich erfahren
was ihre Feind für Leute waren,
weil er gewandert wie ein Hund

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und derhalben viel sprechen kunnt.

Als er aber kam am Morgen wieder
und sich für Schrecken leget nieder,
kamen sie all zu ihm angehen
und häufig um ihn herumb stehen,

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fragten wie er die Sach geworben?

Er sprach „ich war beinah gestorben,
so freundlich ward ich da empfangen;
zur Unzeit war ich ausgegangen.
Sie spielten aber also mit mir,

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daß ich nun glaub es sind Mannthier,

oder ja Feldteufel mit unter;
mir widerfuhr nie größer Wunder.
Ich kam dahin umb Mitternacht,
da jeder schlief und niemand wacht,

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allein der Hund lag für dem Thor

reckte seine Ohren hoch empor
und bellt als wollt er thörigt werden:
fiel mich an mit rauchen Gebärden,
daß ihm mein Haar beklebt im Munde,

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und ich bekam am Hals ein Wunde.

Ich that aber wie ich sonst pflag,
wenn ich beim Hund gefangen lag,
und stellt mich nicht zur Gegenwehr,
gedacht, deinthalb komm ich nicht her,

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und sprang damit zur Küch hinein,

vermeint daselbst sicher zu seyn.

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_052.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)