Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1856 III 061.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

er aber einen Steg will gan, so glitscht er aus und fällt ins Wasser und Moor. Er kommt heim, war wohl besudelt, die Handschuhe waren eitel Fleisch: klagts der Mutter, die gut alt Mutter schalt ihn und sagte er sollts ins Fazziletlin (Schnupftuch) gewickelt und in Busen gestoßen haben. Bald darnach zeucht der gut Löffel wieder zu der Jungfrauen; sie fragt nach den Handschuhen, er sagt ihr wie es ihm mit gegangen wäre. Sie lacht und merkt das erst Stück seiner Weisheit und schenkt ihm ein Habicht. Er nahm ihn, gieng heim und gedacht an der Mutter Rede, würgt den Habicht, wickelt ihn in sein Brusttuch und stieß ihn in den Busen. Kam heim, wollt den hübschen Vogel der Mutter zeigen, zog ihn aus dem Busen. Die Mutter fährt ihm wieder über den Kamm, sagt, er sollte ihn fein auf der Hand getragen haben. Zum drittenmal kommt Jockel wieder zu der Jungfrau, sie fragt wie es um den Habicht stände, er sagt ihr wie es ihm mit gegangen. Sie gedacht „er ist ein lebendiger Narr“, sah wohl daß ihm nichts säuberlichs noch herrlichs gebührte, und schenkte ihm ein Egge, die er brauchen sollt, wenn er gesät hätte. Er nahm der Mutter Wort zu Herzen, und trug sie auf den Händen empor, wie ein anderer Löffelbitz heim. Die Mutter war gar übel zufrieden, sprach, er sollt sie an ein Pferd gebunden haben und heim geschleift. Letzlich sahe die Jungfrau daß Chrisam und Tauf an ihm verloren war, denn es war weder Vernunft noch Weisheit in ihm, wußt nit, wie sie des Narren ledig werden sollt, gab ihm daher ein groß Stück Specks, und stieß es ihm in den Busen; er wars wohl zufrieden. Er wollt heim und fürcht er würds im Busen verlieren, und bands einem Roß an den Schwanz, saß darauf und ritt heim; da liefen die Hunde hinten nach und rissen den Speck dem Pferd vom Schwanz und fraßen ihn. Er kommt heim, der Speck war auch hinweg. Hintennach sahe die Mutter ihres Sohns Weisheit, fürcht die Heirath würd nit vor sich gehen, fuhr zu der Jungfrau Eltern, begehrt den Tag der Beredung zu wissen mit ihrem Sohn, und wie sie hinweg will, befiehlt sie ihm ernstlich daß er wohl Haushalt und kein groß Wesen mach, denn sie hab eine Gans über Eiern sitzen. Als nun die Mutter aus dem Haus war, so zeucht der Sohn fein in den Keller, sauft sich voller Weins und verliert den Zapfen zum Faß: wie er den sucht, so lauft der Wein alle in den Keller. Der gut Vetter nimmt einen Sack mit Mehl und schütt’ es in den Wein, daß es die Mutter nit sähe, wenn

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_061.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)