Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1856 III 062.jpg

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sie kommt. Demnach lauft er auf hin ins Haus und hat ein wilds Gebrächt: so sitzt die Gans da und brütelt, die erschrickt und schreit gaga! gaga! Den Narren kommt ein Furcht an und meint die Gans hät gesagt „ich wills sagen“, und fürcht sie schwätzt wie er im Keller Haus gehalten: nahm die Gans und hieb ihr den Kopf ab. Nun furcht er wo die Eier auch verdürben, so wär er in tausend Lästen, bedacht sich und wollt die Eier ausbrüten, meint doch es würd sich nit wohl schicken, dieweil er nit voll Federn wäre, wie die Gans. Bedacht sich bald, zeucht sich ganz aus und schmiert den Leib zuring mit Honig, den hätt die Mutter erst neulich gemacht, und schütt darnach ein Bett aus und walgert sich allenthalb in den Federn, daß er sahe wie ein Hanfbutz, und setzt sich also über die Gänseier und war gar still, daß er jungen Gäns nit erschreckt. Wie Hanswurst also brütet, so kommt die Mutter und klopft an die Thüren. Der Lawel sitzt über den Eiern und will keine Antwort geben, sie klopft noch mehr, so schreit er gaga! gaga! und meint dieweil er junge Gäns (oder Narren) brütelt, so könnt er auch keine andre Sprach. Zuletzt dräut ihm die Mutter so sehr daß er aus dem Nest kroch und ihr aufthät. Als sie ihn sahe, da meint sie es wär der lebendige Teufel, fragt was das wäre, er sagt ihr alle Ding nach der Ordnung. Der Mutter wars angst mit dem Doppelnarren, dann die Braut sollt bald nachfolgen, und sagt zu ihm sie wollts ihm gern verzeihen, er sollt sich nur jetzt züchtig halten, denn die Braut käme, daß er sie fein freundlich empfahen und grüßen sollte und die Augen also höflich und fleißig in sie werfen. Der Narr sagt ja, er wollts alles thun, wischt die Federn ab, und thät sich wieder an, geht in den Stall und sticht den Schafen allen die Augen aus, stößt sie in Busen. Sobald die Braut kommt, so geht er ihr entgegen, wirft ihr die Augen alle, soviel er hat, ins Angesicht, meint, es müsse also sein. Die gut Jungfrau schämet sich daß er sie also beschmutzt und verwüst hat, sah des Narren Grobheit, daß er zu allen Dingen verderbt war, zog wieder heim, sagt ihm ab. Also blieb er ein Narr nach wie vor und brütelt junge Gäns noch auf diesen Tag aus. Ich besorg aber, wenn sie ausschliefen werden, so sollten es wohl junge Narren sein. Gott behüt uns.

Die klugen Thaten des gescheidten Hans werden bald in dieser, bald in jener Ordnung und Wendung, vermehrt und vermindert erzählt. Mit einigen Abweichungen nach einer mündlichen Ueberlieferung

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_062.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)