Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1856 III 071.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Der Tod und der Teufel sind die bösen Gottheiten und beide nur eine wie die Hölle die Unterwelt und das Todtenreich, daher im Märchen vom Schmied auch beide nach einander auftreten. Aber der böse heißt wie der gute Gott, Vater und Tatta. Der Gevatter nicht blos Vater, sondern auch Pathe, Goth und Dod, oder Tod; das getaufte Kind ebenso Pathe und Gothel, daher die Verwechselung beider in der Sage; vergl. altd. Wälder 1, 104 Anm. Grammatisch sind freilich die Wörter tôt (mors) und tote (susceptor baptizati) genau unterschieden.


45.
Des Schneiders Daumerling Wanderschaft.

Nach Erzählungen aus den Maingegenden, dem Hessischen und Paderbörnischen, die sich gegenseitig ergänzen; eine Fortsetzung oder eigene Verbindung der einzelnen hierher gehörigen Sagen enthält das Märchen vom Daumsdick (Nr. 37). Bei Pröhle Kinderm. Nr. 30. Bei Bechstein S. 131. Der Däumling in den Märchen der Carol. Stahl gehört auch in diesen Kreis (s. unten). In der Tabartischen Sammlung the life and adventures of Tom Thumb 3, 37–52 (s. unten). Ein dänisches Märchen verwandten Inhalts führt Nyerup (Morskabsläsning S. 238. 239) an. Svend Tommling, ein Mensch nicht größer als ein Daume, der sich verheirathen will mit einer Frau drei Ehlen und drei Quartier hoch. Er kommt auf die Welt mit Hut und Degen an der Seite, treibt den Pflug und wird von einem Gutsbesitzer gefangen, der ihn in seiner Schnupftabacksdose verwahrt; er hüpft heraus, fällt auf ein Ferkel, und das wird sein Reitpferd.

Die Griechen hatten ähnliche Däumlingssagen. Von Philytas, einem Dichter aus Cos, wurde erzählt er habe Blei in den Sohlen getragen, um nicht vom Winde weggeweht zu werden: von Archestratus, als er von den Feinden gefangen und auf eine Wage gelegt worden, habe er nur so viel als ein Obolus gewogen; vergl. Athenäus 12, 77 bei Schweighäuser 4, 551. 552. Aelian Var. 9, 14. Auch die griech. Anthologie (2, 350. LXV. Jacobs Tempe 2, 7) liefert einen Beitrag.

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 71. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_071.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)