Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1856 III 079.jpg

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riou, tsiou, tsiou!
je suis encore en vie.

Feuilleton des Globe 1830 Nr. 146 von C. S.

Daß die Sage auch in Schottland umgeht, zeigt folgender Reim, den Leyden aus einem nursery tale aufbewahrt, the spirit of a child in the form of a bird whistle the following verse to its father

„pew wew, pew wew, (pipi, wiwi,)
my minny me slew“

womit die Bemerkungen von Albert Höfer in den Blättern für literar. Unterhaltung 1849 Nr. 199 zu vergleichen sind. Endlich haben die Betschuanen in Südafrika ein verwandtes Märchen.

Marleenken ist Marianchen, Marie Annchen. Machandel nicht etwa Mandel sondern Wacholder und zwar bedeutend, weil es ein verjüngender Baum ist und wach so viel als queck, rege, vivus, lebendig, heißt; an andern Orten heißt er Queckholder, Reckholder, juniperus (von junior, jünger) angelsächs. quicbeam. Die böse Stiefmutter (ein altes Sprichwort sagt „Stiefmutter, Teufels Unterfutter“) verweist an viel andere Märchen. Der Eingang, wo sich die Mutter in den Finger schneidet, erinnert an Sneewitchen und eine merkwürdige Stelle im Perzival welche Altd. Wälder 1, 1–30 erklärt ist. Das Sammeln der Knochen kommt in den Mythen von Osiris und Orpheus, auch in der Legende von Adalbert vor: das Wiederbeleben in vielen andern, z. B. im Märchen von Bruder Lustig (Nr. 81), vom Fitchersvogel (Nr. 46), in dem altdän. Lied von der Mariböquelle; in der deutschen Sage vom ertrunkenen Kind (1. St. 62): trügerisch in dem Pfaffen Amis: in der Negersage von Nanni, den seine Mutter lehrt das Fleisch eines jungen Huhns essen und Federn und Knochen wieder zusammen setzen. Zeus belebt neu die Gebeine des verzehrten Kindes und ersetzt das Schulterblatt, welches Demeter gegessen, durch Elfenbein; s. Gruber mythol. Wörterbuch 3, 377. Thor sammelt die Knochen der aufgezehrten Böcke und belebt sie rüttelnd (Dämesage 38). Anderer Sagen nicht zu gedenken. Die Strafe eines von über der Thüre aufs Haupt fallenden Mühlsteins kennt schon die Edda in der Erzählung von den beiden Zwergen Fialar und Galar (Kopenh. Ausg. S. 84); vgl. unten Nr. 90.

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 79. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_079.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)