Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1856 III 089.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

„Spiegel unter der Bank,
sieh in dieses Land, sieh in jenes Land:
wer ist die schönste in Engelland?“

Der Hund antwortet „Sneewitchen ist schöner bei seinen sieben Zwergen als die Frau Königin mit ihren drei Töchtern“. Da merkt sie daß es noch lebt und macht einen giftigen Schnürriemen. Damit geht sie zur Höhle, ruft Sneewitchen, es solle ihr aufmachen. Sneewitchen will nicht, weil die sieben Zwerge ihm streng verboten haben keinen Menschen hereinzulassen, auch die Stiefmutter nicht, die sein Verderben gewollt habe. Sie sagt aber zu Sneewitchen sie habe keine Töchter mehr, ein Ritter habe sie ihr entführt, sie wolle bei ihm leben und es putzen. Sneewitchen wird mitleidig und läßt sie herein, da schnürt sie es mit dem giftigen Schnürriemen daß es todt zur Erde fällt, und geht fort. Die sieben Zwerge aber kommen, nehmen ein Messer und schneiden den Schnürriemen entzwei, da ist es wieder lebendig. Die Königin fragt nun den Spiegel unter der Bank, der gibt ihr dieselbe Antwort. Da macht sie ein giftiges Kopfband, geht mit dem hinaus und redet zu Sneewitchen so beweglich daß es sie noch einmal einläßt; sie bindet ihm das Kopfband um, und es fällt todt nieder. Aber die sieben Zwerge sehen was geschehen ist, schneiden das Kopfband ab, und es hat das Leben wieder. Zum drittenmal fragt die Königin den Hund, und erhält dieselbe Antwort. Sie geht nun mit einem giftigen Apfel hinaus, und so sehr Sneewitchen von den Zwergen gewarnt ist, wird es doch von ihren Klagen gerührt, macht auf und ißt von dem Apfel. Da ist es todt, und als die Zwerge kommen, können sie nicht helfen, und der Spiegel unter der Bank sagt der Königin sie sei die schönste. Die sieben Zwerge aber machen einen silbernen Sarg, legen Sneewitchen hinein und setzen es auf einen Baum vor ihrer Höhle. Ein Königssohn kommt vorbei und bittet die Zwerge ihm den Sarg zu geben, nimmt ihn mit, und daheim läßt er es auf ein Bett legen und putzen als wär es lebendig, und liebt es über alle Maßen; ein Diener muß ihm auch beständig aufwarten. Der wird einmal bös darüber, „da soll man dem todten Mädchen thun als wenn es lebte!“ gibt ihm einen Schlag in den Rücken, da fährt der Apfelbissen aus dem Mund, und Sneewitchen ist wieder lebendig.

Eine Erzählung des Märchens aus Wien gibt folgenden Zusammenhang.

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 89. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_089.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)